Düsseldorf, Köln und Bonn wollen Flüchtlinge retten

Die Rheinstädte Bonn, Köln und Düsseldorf schreiben Kanzlerin Merkel und bieten humanitäre Hilfe für in Not geratene Flüchtlinge an.

Düsseldorf, Köln und Bonn wollen Flüchtlinge retten
Foto: Düsseldorf Tourismus

Düsseldorf. In einem gemeinsamen Vorstoß wollen die NRW-Metropolen Düsseldorf, Köln und Bonn ein Zeichen für Menschlichkeit setzen und mehr Flüchtlinge als bisher aufnehmen. In einem Schreiben an Bundeskanzlerin Angela Merkel haben Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD), Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) und Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan (CDU) humanitäre Hilfe für in Not geratene Flüchtlinge angeboten.

Die menschliche Katastrophe im Mittelmeer erreiche gerade neue und erschreckende Ausmaße, schreiben die drei Kommunalpolitiker in ihrem direkten Schreiben an Bundeskanzlerin Angela Merkel und setzen sich deshalb auch dafür ein, die Seenotrettung wieder zu ermöglichen, „bis eine europäische Lösung mit allen Beteiligten vereinbart ist“. Denn dass allein im Juni 629 Menschen auf dem Mittelmeer ertrunken und seit Anfang des Jahres 1400 Menschen an den Grenzen der Europäischen Union umgekommen seien, sei auch eine unmittelbare Folge „der Behinderung und Kriminalisierung von privaten Initiativen zur Seenotrettung“. Das zerstöre „die Basis der europäischen Idee aus Humanismus, Aufklärung und Menschenrechten“.

Die Stadt Bonn hatte schon Anfang Juli angeboten, einige der 200 Flüchtlinge vom Rettungsschiff „Lifeline“ aufzunehmen. „Helfen zu können ist ein Privileg“, sagte OB Sridharan seinerzeit. Die Zahlen der ehemaligen Bundeshauptstadt verraten das Potenzial: Waren zu Höchstzeiten 4500 Flüchtlinge in Bonn untergebracht, sind es jetzt nur noch 1854. „Wir haben also noch mehr Kapazitäten“, heißt es aus dem Bonner Presseamt. Insgesamt leben rund 5600 Menschen mit einem Aufenthaltsstatus in der 328 000-Einwohner-Stadt.

Für Düsseldorf (640 000 Einwohner) spricht Miriam Koch, die Leiterin des Amtes für Migration und Integration von aktuell rund 1000 freien Plätzen: „Unsere 36 Flüchtlingsunterkünfte sind derzeit zu 80 Prozent belegt“, sagt Koch. Waren 2016 bis zu 10 000 Flüchtlinge in der Landeshauptstadt untergebracht, sind es jetzt noch rund 4000. „Damals haben wir 150 Flüchtlinge in der Woche aufgenommen, darauf kommen wir jetzt im Monat. Und die Fluktuation ist durch die schnelleren Asylantragsverfahren viel höher“, sagt Düsseldorfs Stadtdirektor Burkhard Hintzsche. In Köln (1,084 Millionen Einwohner) ließen sich am Donnerstag nur die Zahlen aus dem März auftreiben, nach denen 9797 Flüchtlinge in der Stadt lebten — Tendenz sinkend. Einen Höchststand gab es hier im August 2016, als 13613 Flüchtlinge in Köln lebten.

Düsseldorfs OB Geisel, der den Vorschlag zum gemeinsamen Vorgehen gemacht hat und gerade im Toskana-Urlaub weilt, betont, dass man sich bewusst gegen eine Stimmung stelle, wonach Zäune und Mauern statt eines gerechten europäischen Verteilsystems die Not der Flüchtlinge beheben könne. Man wolle in Düsseldorf „nicht große Asylpolitik machen“, aber die drei Städte seien sich sofort einig gewesen, „dass wir reagieren müssen, wenn sich eine solche humanitäre Katastrophe vor unseren Augen abspielt“.

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