NRW Die Zukunft des Turbo-Abi scheint wieder offen

Nach Absetzbewegungen von FDP und Landeselternschaft ist Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) gesprächsbereit.

Oberstufenschüler demonstrieren vor dem Landtag in Düsseldorf gegen das „Turbo-Abitur“ nach acht Jahren (G8). Die FDP in NRW überlegt, das Turbo-Abi zum Wahlkampfthema zu machen und Gymnasien selbst entscheiden zu lassen, ob sie ihre Schüler in acht oder neun Jahren zum Abitur führen. Archivbild.

Oberstufenschüler demonstrieren vor dem Landtag in Düsseldorf gegen das „Turbo-Abitur“ nach acht Jahren (G8). Die FDP in NRW überlegt, das Turbo-Abi zum Wahlkampfthema zu machen und Gymnasien selbst entscheiden zu lassen, ob sie ihre Schüler in acht oder neun Jahren zum Abitur führen. Archivbild.

Foto: Roland Weihrauch

Düsseldorf. Die jüngsten Diskussionen, durch die das Turbo-Abitur nach acht Jahren wieder in Frage gestellt wird, lassen auch die NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) in dieser Sache vorsichtiger als bislang argumentieren. Auf einer Pressekonferenz kündigte sie an, sie wolle beim nächsten Runden Tisch im Herbst zu dieser Frage wissen, was die anderen Beteiligten von den neuerlichen Vorschlägen halten.

Gegenüber der bisherigen Beschlusslage des Runden Tisches (siehe Infokasten) gibt es mittlerweile deutliche Absetzbewegungen. Zunächst hatte im Juli die Landeselternschaft der Gymnasien die Umstellung auf G 9 an allen Gymnasien mit dem Schuljahr 2017/18 ab der fünften Klasse gefordert. Gleichzeitig sollten die Gymnasien ab diesem Zeitpunkt die Sekundarstufe I um ein Jahr verlängern können, wenn ein entsprechender Beschluss der Schulkonferenz gefasst wird. Die Forderung wurde mit dem Hinweis garniert, dass die Landeselternschaft als Vertreterin von 800 000 Gymnasial-Eltern in NRW eine „auch in Wahlzeiten beachtenswerte Bevölkerungsgruppe“ repräsentiere.

Auch die Piraten wollen zurück zu G 9. Und die Landes-FDP will das Thema offenbar in den Wahlkampf tragen. Die Partei, einst energischer Vertreter des Turbo-Abiturs, scheint hier eine Wende zu vollziehen. Nach einer parteiinternen Befragung sprachen sich 70 Prozent dafür aus, über G 8 oder G 9 vor Ort entscheiden zu lassen. Ein ähnliches Optionsmodell hatte Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) jüngst angekündigt. Entscheiden wird freilich erst der Parteitag der FDP im November.

Zurückhaltend angesichts des auch von ihr als „hochemotional“ erkannten Themas sagte Löhrmann gestern: „Nicht ich als Ministerin entscheide am grünen Tisch, sondern ich arbeite nach einem größtmöglichen Konsensprinzip. Insofern bleibe ich meiner Linie treu.“ Sie habe die veränderte Position der Landeselternschaft zum Anlass genommen zu sagen, „dann besprechen wir das noch mal neu mit allen Beteiligten.“ Sie sehe ihre Aufgabe darin, verantwortlich den Prozess zu moderieren, zu diskutieren und zu Erkenntnissen beizutragen. „Und dann hoffe ich, dass sachbezogen entschieden wird.

Löhrmann will jedoch keine „überhasteten Schnellschüsse“. Sie kritisierte „die Volte der FDP, das ,Seehofern’ von Herrn Lindner“. Dabei verwies sie auf das gute Abschneiden des Landes Sachsen im jüngsten Bildungsmonitor. Dort habe es seit gut 20 Jahren keine Veränderung in schulstrukturellen Fragen gegeben. Nach diesem Vorbild warnte sie vor einem Hin und Her in schulstrukturellen Fragen: „Wenn nicht Landtagswahlen wären, dann hätten wir die Debatte nicht. So aber befinden wir uns wieder einmal mitten in einer Strukturdebatte, statt die Arbeit an Inhalten und Qualität in den Vordergrund zu stellen.“

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