Das Rätsel um die Wittke-Nachfolge

Rüttgers muss neuen Minister aus dem Ruhrgebiet finden.

Düsseldorf. Oliver Wittke ist am Donnerstag im Landtag erschienen: Demonstrativ präsentierte er sich in seiner neuen Rolle - als Landtagsabgeordneter. Der 42-jährige CDU-Politiker muss nach seinem Rücktritt als NRW-Verkehrs- und Bauminister irgendwie weitermachen. Der mehrfach überführte Temposünder nimmt nun einen Gang heraus und muss sich mit seiner Rolle als Parlamentarier begnügen. Seine Kollegen aus der Unions-Fraktion begrüßten ihn demonstrativ freundlich - und spekulierten wild über einen möglichen Nachfolger.

Über den entscheidet Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) ganz alleine, er gilt in Personalfragen als extrem verschlossen und verschwiegen. Doch liegen seine generellen Handlungsoptionen auf der Hand: Er holt einen Fachmann aus der CDU-Landtagsfraktion, er baut das Kabinett komplett um oder er holt eine Person von außen.

Die erste Option, also ein Nachfolger aus der Landtagsfraktion, ist die unwahrscheinlichste. Selbst in der engeren Fraktionsführung kann niemand einen Namen nennen, der sich aufdrängt. Die Fachpolitiker - also Heinz Sahnen und Bernd Schulte - werden geschätzt, gelten aber sowohl als zu alt als auch zu blass. Als künftiger Minister wird Hendrik Wüst gehandelt, aber eher als mittelfristige Option. Der Landtagsabgeordnete aus Rhede ist erst 33 Jahre alt, hat die Zukunft vor sich. Vor allem ist er der Generalsekretär der Landespartei und wird dort in diesem Superwahljahr dringend gebraucht.

Bei einer Nachbesetzung aus dem Kabinett gilt Andreas Krautscheid als Favorit. Der ehemalige Regierungssprecher ist seit geraumer Zeit Europa- und Bundesratsminister. Dort hat er sich einen recht guten Ruf erworben, gilt zudem als sehr in der Partei verankert. Doch er würde ein neues Loch reißen, sein Job müsste wieder besetzt werden. Zudem könnte damit die gesamte Statik des Kabinetts ins Rutschen geraten, Problemministerinnen wie Barbara Sommer (CDU/Schule) und Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU/Justiz) gerieten ins Wanken. Das dürfte nicht im Interesse von Rüttgers sein.

Bliebe also die Person von außen. Das scheint derzeit am wahrscheinlichsten. Rüttgers müsste nach dem üblichen Regionalproporz eine Person aus dem Ruhrgebiet finden. Da böten sich Peter Paziorek (Gelsenkirchen), Regierungspräsident in Münster, oder sein Amtsbruder in Arnsberg, Helmut Diegel (Hagen), an. Beide sind erfahren und gelten als loyal. Die Alternative wäre jemand aus der Bundestagsfraktion. Am Montag reist Rüttgers in die USA. Es gilt als wenig wahrscheinlich, dass er die Personalie noch vorher löst.

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