Affäre um Gertrud Höhler: Die Einsamkeit der Hochschulrätin

Die Politikberaterin Gertrud Höhler ist in Schwierigkeiten, weil sie Büroräume an einen NPD-Politiker vermietet hat. Seit dieser Woche hat sie jeden Rückhalt verloren.

Düsseldorf. Sie zählt zur ersten Garde der Politikberater, war Vertraute von Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl, erhielt zahlreiche Preise. Doch jetzt, mit 66 Jahren, gerät die Wuppertaler Pfarrerstochter Gertrud Höhler in den Strudel einer Affäre, die ihren Ruf ernsthaft beschädigt.

Das Unheil begann, als Höhler die leerstehenden Büroräume in ihrem Zwickauer Haus im April dieses Jahres endlich an den Mann brachte, nur leider an den falschen. Ihr neuer Mieter hieß Peter Klose - der sitzt als Abgeordneter für die NPD im sächsischen Landtag und ist auch ansonsten immer wieder durch rechtsextremen Klamauk in die Schlagzeilen geraten.

Nach Bekanntwerden des anrüchigen Mietverhältnisses stand eine Frage umgehend im Raum: Ist Höhler als Mitglied des Hochschulrates der Universität Paderborn noch haltbar? Mittlerweile ist die Antwort für die nordrhein-westfälische Landesregierung, die Universität und den Vorsitzenden des Paderborner Hochschulrates klar. Sie lautet: Nein.

"Eine wissentliche Vermietung von Räumen zur Nutzung durch die NPD ist zwar nicht justiziabel, für mich allerdings auch nicht akzeptabel", sagte NRW-Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) kürzlich und forderte die Germanistin auf, die Konsequenzen zu ziehen. Diese Woche legte der Hochschulrat nach und entzog ihr einen Teil ihrer Kompetenzen.

Entsprechend harsch fallen die Reaktionen aus. "Sie unterstützte de facto die Infrastruktur der NPD", urteilt die grüne Landtagsabgeordnete Sigrid Beer. Und Hubert Frankemölle, Vorsitzender der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammmenarbeit, sagt: "Wie naiv oder arm oder geldgierig muss eine in den Medien als eloquente Verteidigerin der Demokratie geltende, auf Wirkung von Strategien und Öffentlichkeit spezialisierte Fachfrau sein, um einen solchen Mietvertrag abzuschließen?"

Lebensdaten Geboren am 10. 1. 1941 in Wuppertal.

Beruf Professorin für Literaturwissenschaft und Germanistik; Beraterin von Wirtschaft und Politik. Zahlreiche TV-Auftritte.

Auszeichnungen Höhler wurde vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Deutschen Fairnesspreis.

Hochschulrat Im April 2007 wurde sie in den neu geschaffenen Hochschulrat der Universität Paderborn gewählt.

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