Nordkorea leitet einen Machtwechsel ein

Regime: Auf dem ersten Parteitag seit Jahrzehnten soll der jüngste Sohn von Diktator Kim Jong Il als Nachfolger nominiert werden.

Seoul. Das Regime im kommunistischen Nordkorea hebt nur selten den Schleier vor den innenpolitischen Vorgängen im Lande. Die Entscheidungen des seit 16 Jahren regierenden Machthabers Kim Jong Il bleiben selbst für das 24-Millionen-Volk oft nur im spekulativen Dunkel. Nicht anders ist dies bei der Frage der Machtnachfolge im Land.

Jetzt hat die über die Staatsmedien gemachte Ankündigung des Politbüros der herrschenden Arbeiterpartei über ein nur selten einberufenes Treffen der wichtigsten Parteidelegierten erneut die Spekulationen zu diesem Thema angeheizt. Laut Experten könnte bei der für September geplanten Wahl des "höchsten Parteigremiums" nebenbei auch Kims dritter und jüngster Sohn Jong Un offiziell in Stellung gebracht werden.

Als einigermaßen sicher gilt im Ausland mittlerweile, dass der gesundheitlich angeschlagene Diktator seinen Sohn als politischen "Kronprinzen" aufbaut. Auch die Nordkoreaner wissen nach Angaben von Diplomaten in Pjöngjang mehr oder weniger, dass Jong Un die "Kim-Dynastie" in dritter Generation weiterführen soll. Südkoreas Geheimdienstchef Won Sei Hoon berichtete vor Abgeordneten in Seoul vor einigen Tagen, dass bereits eine Kampagne im Nachbarland laufe, um den 27 oder 28 Jahre alten Jong Un bekannt und beliebt zu machen. Ausgeschlossen wird aber auch nicht, dass eine Militärjunta die Macht übernehmen könnte, wenn Kim Jong Il, der vor knapp zwei Jahren einen Schlaganfall erlitten haben soll, plötzlich sterben sollte.

Jong Un, der in der Schweiz auf eine internationale Schule gegangen sein soll, gilt bereits seit langem als Kim Jong Ils Nachfolge-Favorit. Er soll ihm im Aussehen und Charakter ähnlich sein. Ansonsten ist von ihm nur wenig bekannt. Es existieren keine offiziellen Fotos von ihm. Die Familienverhältnisse der Kims gelten in dem abgeschotteten Land als Tabuthema.

Nach einer Ausbildung in der Schweiz soll Kim Jong Un eine Militärakademie in Pjöngjang besucht haben, die er 2007 mit Diplom abschloss.

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