Neue Vorwürfe gegen Stammzellenforscher Strauer

Londoner Kardiologen greifen Studien von Professor Strauer aus Düsseldorf an.

Düsseldorf. Seit Ende 2012 schon ermittelt die Uni-Klinik gegen einen ihrer früheren Vorzeige-Professoren: Dem Kardiologen und Stammzellenforscher Bodo-Eckehard Strauer wird wissenschaftliches Fehlverhalten vorgeworfen. „Noch immer sind damit eine interne und eine externe Expertenkommission befasst, abschließende Ergebnisse liegen noch nicht vor“, teilte Susanne Dopheide, Sprecherin des Universitätsklinikums, auf Anfrage unserer Zeitung jetzt mit.

Dafür prasseln nun laut „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) massive neue Vorwürfe von Wissenschaftlern des Imperial College in London auf Strauer ein. In einem Aufsatz behaupten zwei Kardiologen, sie hätten mehr als 200 Widersprüche in Strauers Publikationen gefunden. Dessen Ergebnisse seien „wegen eines Minenfelds unüberbrückbarer Widersprüche nahezu uninterpretierbar“. Weitere Wissenschaftler aus den USA und Deutschland sähen Strauers Studien ähnlich kritisch.

Zum Hintergrund: Strauer erlangte 2001 Weltruhm, als er erstmals erfolgreich Stammzellen einem Herzinfarktpatienten per Katheter aus dessen eigenem Knochenmark in die Blutbahn des Herzens spritzte. Dort sollten die Zellen in das durch den Infarkt vernarbte Gewebe eindringen und neue Zellen bilden.

Strauer selbst sprach damals von einem „möglichen Durchbruch“. In den folgenden Jahren unternahm er weitere Heilversuche und Studien an Patienten. Besonders die Gegner der embryonalen Stammzellenforschung feierten ihn. Doch dann tauchten Zweifel an der Seriosität auf. Strauer wurden Unstimmigkeiten vorgehalten, er habe nicht immer wissenschaftlich sauber gearbeitet. Schließlich leitete die Uni Düsseldorf das Untersuchungsverfahren ein.

Der Mediziner äußert sich nur über einen Anwalt. Der sagte am Freitag der Nachrichtenagentur dpa, die Vorwürfe seien alle widerlegbar. Strauer sei sich keiner Schuld bewusst. Wenn überhaupt Fehler passiert seien, dann versehentlich.

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