Nato: Mehr Soldaten für Afghanistan

Die USA machen Druck: Sie erwarten von den Verbündeten mehr Engagement am Hindukusch – und Deutschland reagiert.

Krakau. Die Botschaft, die Robert Gates, der alte und neue US-Verteidigungsminister, für seine 25 Amtskollegen im Reisegepäck hatte, lässt sich auf eine knappe Formel bringen: Wir werden in Afghanistan ranklotzen, nun erwarten wir von Euch auch mehr! Doch die Bereitschaft, die US-Hindukusch-Offensive tatkräftig zu unterstützen, sollte sich beim Treffen der Nato-Verteidigungsminister im polnischen Krakau noch spürbar in Grenzen halten.

Erst zwei Tage zuvor hatte US-Präsident Barack Obama sein Wahlversprechen eingelöst und die Entsendung von 17 000 zusätzlichen amerikanischen Soldaten nach Afghanistan angeordnet. "Unsere Erwartung ist, dass auch die Verbündeten mehr tun", sagte Gates, der in seinen Appell auch ziviles Engagement einbezog. Vor allem aber geht es den Amerikanern darum, mit Hilfe zusätzlicher (europäischer) Soldaten den sicheren Ablauf der für den 20. August geplanten Präsidentenwahl zu garantieren.

Zwar gab es in der Krakauer Konferenz allenthalben Zustimmung für Amerika, den stets Ton angebenden Verbündeten. Inwieweit die Partner aber tatsächlich dem Vorbild folgen und selber mehr Truppen bereitstellen, wird sich wohl erst spätestens beim Nato-Jubiläumsgipfel am 3./4. April in Straßburg/Kehl zeigen.

So erweist sich Deutschland, ansonsten oft gescholten wegen seiner hartnäckigen Weigerung im gefährlichen Süden zu kämpfen, diesmal als folgsamer Verbündeter der neuen US-Regierung. Der Ruf nach mehr Soldaten sollte in Berlin nicht überhört werden.

"Unsere Planungen gehen dahin, dass wir etwa 600 deutsche Soldaten zusätzlich nach Afghanistan schicken", meldete Verteidigungsminister Franz-Josef Jung in Krakau Vollzug. Wie viele der 600 Soldaten über die Präsidentenwahl hinaus in Afghanistan verbleiben, ließ Jung jedoch offen. Das Mandat des Bundestages sieht eine Obergrenze von 4500 Soldaten vor.

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