Mysteriöse Tat im Hinterhof

Ob es zu einem neuen Prozess gegen Kurras kommt, ist fraglich.

Hamburg. Trotz der weitreichenden Folgen für die Geschichte der Bundesrepublik sind die genauen Umstände des tödlichen Schusses auf Benno Ohnesorg bis heute ungeklärt. Fest steht, dass der Zivilpolizist Karl-Heinz Kurras den 26 Jahre alten Studenten am Abend des 2. Juni 1967 im Hof des Hauses Krumme Straße 66/67 aus wenigen Metern Entfernung in den Hinterkopf traf. Die erste Version der Polizei für die Todesumstände lautete Schädelbasisbruch, dann Querschläger und schließlich Notwehr. Später standen die Behörden auch in der Kritik, Ermittlungsergebnisse manipuliert zu haben. So kassierte der Bundesgerichtshof 1968 einen ersten Freispruch für Kurras, weil das Tonband eines Rundfunkreporters als Beweismittel in der Verhandlung gefehlt hatte. 1970 bestätigte das Landgericht Berlin jedoch das erste Urteil.

Der mittlerweile 81-jährige Kurras lebt heute in Berlin-Spandau. Nach am Donnerstag bekanntgewordenen Erkenntnissen der Birthler-Behörde war er seit Mitte der 1950er Jahre Inoffizieller Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit und SED-Mitglied.

Ob es zu einem neuen Prozess gegen Kurras kommen wird, ist fraglich. Der Vorsitzende der Vereinigung 17. Juni und stellvertretende Bundesvorsitzende der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS), Carl-Wolfgang Holzapfel, hat Strafanzeige gegen den 81-Jährigen erstattet. Diese wird nun von der Staatsanwaltschaft geprüft. Offen sei, ob daraus ein Wiederaufnahme-Verfahren gegen Kurras folgt, sagte Richter Robert Bäumel vom Berliner Landgericht. Ein erneutes Verfahren könnte laut Bäumel nur eingeleitet werden, wenn es neue Beweismittel gibt. Zudem müsse geprüft werden, ob die Tat nicht verjährt ist.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort