Mittelmeer: Hunderte Flüchtlinge ertrunken

Fischerboote mit afrikanischen Immigranten an Bord kenterten im Sturm. Sie wollten nach Italien.

Tripolis. Bei einem der schwersten Schiffsunglücke der vergangenen Jahre im Mittelmeer sind wahrscheinlich mehr als 200 Bootsflüchtlinge aus Afrika ums Leben gekommen. Bis gestern konnten Rettungskräfte nur 23 Überlebende und 21 Leichen bergen. 200 bis 300 Menschen, die über das Meer von Libyen aus nach Italien gelangen wollten, galten noch als vermisst.

Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) waren vier seeuntüchtige und überladene Fischerboote Samstag von Libyen aus in Richtung Italien gestartet und bei starkem Wind in Seenot geraten.

Eines der vier Boote sei in der Nähe der Öl-Plattform Al-Buri im Golf von Gabes manövrierunfähig geworden. Am Sonntagabend sei es mit 350 "völlig erschöpften" Flüchtlingen an Bord von dem italienischen Schlepper "Asso 22" zum Hafen der libyschen Hauptstadt Tripolis geschleppt worden. Zahlreiche Bootsflüchtlinge seien ins Krankenhaus gebracht worden.

Ein zweites Boot mit 257 Afrikanern an Bord sei in der Gegend von Sidi Bilal zwischen Samstag und Sonntag gekentert. 21 Leichen und 23 noch lebende Menschen wurden dort in der Nacht zu gestern aus den Fluten geborgen.

Dies seien die einzig sicheren Daten, erklärte der IOM-Sprecher Laurence Hart in Tripolis. Von den restlichen Flüchtlingen fehle jede Spur. Auch gebe es keine Informationen über den Verbleib der anderen beiden Boote und über das Schicksal der Menschen an Bord.

Nach Angaben der Hilfsorganisation handelt es sich bei den Vermissten um Flüchtlinge aus Ägypten, Tunesien und anderen nord- und westafrikanischen Ländern.

"Geschockt" zeigte sich ebenfalls ein Vertreter des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR). Dies sei erst der "Beginn der Menschenschmuggelsaison". Schon in den vergangenen Tagen waren mehr als 400 Immigranten an den italienischen Küsten gestrandet.

An den Küsten Italiens trafen im Vorjahr nach Angaben der Bundesregierung rund 36 500 Bootsflüchtlinge ein. Der Großteil von ihnen startete die gefährliche Reise über das Mittelmeer von Libyen aus. Oft gerieten die überladenen Boote in Seenot und kenterten.

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