Schleswig-Holstein-Wahl Kubicki träumt von Jamaika an der Küste

Zweite Testfahrt für den Schulz-Zug: Am 7. Mai wählt Schleswig-Holstein. Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) muss um sein bisheriges Bündnis bangen. (2/2) Zurück zu Teil 1.

Der FDP-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Kubicki bei der Landtagssitzung in Kiel (Schleswig-Holstein).

Der FDP-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Kubicki bei der Landtagssitzung in Kiel (Schleswig-Holstein).

Foto: Carsten Rehder

Mit „33 Prozent plus minus“ rechnet Albig bei der Wahl im Mai, und das in einem Bundesland, „das eigentlich immer die CDU gewinnen müsste“. Aber die Christdemokraten wendeten sich weder Städten noch Frauen zu, und sie kämen immer wieder gerne mit Menschen, die außer ihnen keiner kenne. So einer ist Daniel Günther (43), Landesvorsitzender, Spitzenkandidat, Typ ewiger Abiturient. „Viel beleidigender finde ich ,ewiger Konfirmand’, wo ich doch katholisch bin“, sagt Günther. Das ist an der Küste kein Vorteil. Aber der Amtsbonus von Albig werde gewaltig überschätzt: „Er stört die Leute nicht weiter. Er wäre ein guter Grabredner.“

Wolfgang Kubicki, das Talkshow-Gesicht der FDP, würde sich persönlich über eine Jamaika-Koalition (CDU, Grüne, FDP) nach dem 7. Mai freuen, „weil ich die Reden des Ministerpräsidenten nicht mehr hören kann“. Die SPD werde Schwierigkeiten haben, die 30-Prozent-Marke zu knacken, die FDP dagegen für zwölf Prozent gut sein. Die AfD werde noch schlechter abschneiden als im Saarland, die Linke nicht in den Landtag kommen. Und die Grünen? „Die haben eine völlig unscheinbare, unbekannte Kandidatin mit einem Möhrchen in der Hand aufgestellt“, grinst Kubicki. Die heißt Monika Heinold und ist Landesfinanzministerin.

Politisch fiel die Dauer-Spitzenkandidatin der Grünen (auch schon 2009 und 2012) zuletzt dadurch auf, dass sie die grüne Bundes-Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt beim Landesparteitag der Nord-Grünen im Februar regelrecht abblitzen ließ. „Sie kam unangemeldet. Wir haben dann hinterher noch geschnackt“, fasst Heinold den Auftritt ohne Auftritt zusammen. Den größten Erklärungsbedarf löst jedoch aus, warum eigentlich Heinold und nicht der Beinahe-Bundesspitzenkandidat Robert Habeck die Grünen in den Wahlkampf führt.

Daniel Günther (CDU) über SPD-Ministerpräsident Torsten Albig

Habeck loben alle, auch bei CDU, SPD und FDP. „Der Beste, den sie haben“, freut sich Albig über seinen stellvertretenden Ministerpräsidenten. Was, wenn es am 7. Mai für die „Küsten-Koalition“ aus SPD, Grünen und dem Südschleswigschen Wählerverband (SSW) nicht reicht? „Dann rufe ich die FDP an“, sagt Albig. Trotz Wolfgang Kubicki? „Ich würde eine ganze Tonne Kerzen spenden, wenn er in Berlin und mir die nächsten fünf Jahre erspart bliebe“, räumt Albig ein, „aber sachlich würde ich es mit ihm hinkriegen.“ Und was ist für ihn die Lehre aus der Saarland-Wahl? „Erfolgreiche Ministerpräsidenten werden wiedergewählt“, sagt Albig trocken.

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