Kraft gegen Röttgen - Duell um die Staatskanzlei

Am Montag kämpfen Hannelore Kraft und Norbert Röttgen im TV um Wählerstimmen. Es geht um Information und Unterhaltung.

Düsseldorf. Am Wochenende wurde noch einmal eifrig geprobt: Was mache ich, wenn Norbert Röttgen mich Schuldenkönigin nennt? Wie reagiere ich, wenn Hannelore Kraft sagt, ich sei nur ein Durchreisender und habe eine Rückfahrticket nach Berlin? Die Lager von Ministerpräsidentin Kraft und ihrem CDU-Herausforderer Röttgen bereiteten sich am Wochenende auf das TV-Duell vor. Es gilt als dramaturgischer Höhepunkt des Wahlkampfs — ein Versprechen, das bisher nie eingehalten wurde.

Ab 20.15 Uhr sendet der WDR am Montag live aus der Kölner Vulkanhalle — ein schickes Ambiente, ohne Publikum. Die beiden Chefredakteure Gaby Ludwig und Jörg Schönenborn werden den beiden Kontrahenten Fragen stellen und peinlich darauf achten, dass keiner der beiden länger redet als der andere. Die Stoppuhr läuft im Hintergrund, zwischendurch wird die verbrauchte Zeit angezeigt — das soll Spannung vermitteln.

Ob die tatsächlich aufkommt, liegt natürlich vor allem an den beiden Hauptdarstellern. Die Rollenverteilung ist dabei klar: Kraft als Amtsinhaberin wird die souveräne Landesmutter verkörpern wollen, Röttgen als Herausforderer muss attackieren. Dabei gilt: Kraft darf nicht überheblich wirken, Röttgen als nicht zu aggressiv.

Es ist also eine Gratwanderung, Kraft kann im Vorfeld auf einen schon eingespielten Stab von Beratern zurückgreifen. Schließlich hat sie das Ritual schon vor zwei Jahren absolviert. Damals war sie — ebenfalls in der Vulkanhalle — in der Rolle der Angreiferin, die Herausforderin des damaligen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers (CDU). Sie erreichte damals ein Unentschieden — nach übereinstimmendem Eindruck der Beobachter. Damals wurden in NRW 720 000 Zuschauer gezählt, bundesweit waren es 860 000.

Die Geschichte der TV-Duelle bei NRW-Landtagswahlen ist noch kurz und begann erst im Jahr 2005. Damals gab es zwei Aufeinandertreffen von Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD) und Rüttgers. Die Neugierde war groß, das Ergebnis eher bescheiden. Steinbrück präsentierte sich schlagfertiger, Rüttgers machte die Skandale der Dauerherrschaft der SPD zum Thema — ein Spiegelbild des Wahlkampfs.

Experten sind sich einig: Unterläuft keinem der beiden Politiker ein dicker Fehler in der Sendung, sind die Auswirkungen auf den Wahlausgang sehr begrenzt. Es ist vor allem: Information und Unterhaltung.

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