„König der Wall Street“ verzockt zwei Milliarden Dollar

Jamie Dimon, Chef der US-Bank JPMorgan Chase, muss riesige Verluste durch Spekulationen einräumen.

New York. So kleinlaut hat man den mächtigsten Banker der Wall Street noch nie gesehen. „Wir verdienen jede Kritik, die wir bekommen“, sagte ein merklich zerknirschter Jamie Dimon, Chef der US-Bank JPMorgan Chase, in einer hastig einberufenen Telefonkonferenz. Dort musste der „König der Wall Street“ zugeben, dass die größte Bank der USA bei windigen Finanzwetten ganze zwei Milliarden Dollar verzockt hat — in nur sechs Wochen.

„Es gab viele Fehler, Schlampereien und falsche Entscheidungen“, sagte Dimon, der die Verantwortung für die fehlgeschlagenen Spekulationen übernahm. Die Investmentbanker in London hatten mit hochkomplexen Finanzprodukten gehandelt, die Risiken aus den Augen verloren und am Ende eine Bruchlandung hingelegt. „Wir werden es eingestehen, wir werden daraus lernen, wir werden es richten, und wir werden weitermachen.“

Doch im letzten Punkt dürfte der sonst so treffsichere Karrierebanker irren: Weitermachen wie bisher geht nicht. Denn der Milliardenverlust ist Wasser auf die Mühlen der Bankenkritiker, die seit den schrecklichen Erfahrungen der Finanzkrise fordern, dass den Wall-Street-Häusern Zügel angelegt werden, um eine neue Katastrophe zu verhindern. Die „Financial Times“, das Sprachrohr der Finanzwelt, drückte es noch ein wenig drastischer aus: Dimon habe „Munition für die Feinde der Banken“ geliefert.

Nun steht die Wall Street Kopf und weltweit fallen die Bankaktien. Dass er seinem Haus und allen anderen Banken mit den gigantischen Zockereien einen Bärendienst erwiesen hat, wird Dimon nicht erst in der Telefonkonferenz schmerzlich bewusst geworden sein: „Es spielt einer Bande von Gelehrten da draußen in die Hände aber damit muss man klarkommen. So ist das Leben.“

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