Justiz: Häftling wünscht den Todesschuss

Der Amerikaner Ronnie Lee Gardner tötete vor 25 Jahren einen Rechtsanwalt. Jetzt wird er hingerichtet. Die Giftspritze lehnt er ab.

Washington. Die Entscheidung eines Ausschusses fiel einstimmig. Es gibt keine Gnade für Ronnie Lee Gardner. Das heißt: Schreiten nicht noch Gerichte ein, wird er um kurz nach acht Uhr MESZ am Freitag im Staatsgefängnis von Utah durch Gewehrkugeln sterben.

Schüsse statt Giftspritze - so hatte es sich der 49-Jährige im April selbst ausgesucht, als 25Jahre nach dem Todesurteil schließlich der Hinrichtungstermin festgesetzt wurde: 18. Juni, gleich nach Mitternacht Ortszeit.

Gardner hatte 1985 bei einem Fluchtversuch in einem Gerichtsgebäude einen Rechtsanwalt getötet. Er würde zum dritten Gefangenen, der seit Wiedereinführung der Todesstrafe 1976 in den USA durch ein Erschießungskommando getötet wird - zum dritten in Utah.

Journalisten aus aller Welt waren 1996 ins dortige Staatsgefängnis geströmt, als der verurteilte Kindermörder John Albert Taylor im Kugelhagel starb. Davor war es Gary Gilmore, der 1977 Sekunden vor den Schüssen seine Scharfrichter aufforderte: "Let’s do it" - nun macht schon.

Auch jetzt kommt auf das Gefängnis in Draper ein Ansturm von Reportern zu. Ungewöhnlich: Denn ist die Zahl der Hinrichtungen in den USA zurückgegangen, sind sie doch immer noch so häufig, dass die Öffentlichkeit meistens kaum Notiz davon nimmt. In diesem Jahr waren es bis zum 10. Juni 27. Aber alle Häftlinge starben "sauber", durch eine Giftinjektion. Bei Gardner dagegen wird Blut fließen, das, so heißt es, in einer Art Schüssel aufgefangen wird.

Der 49-Jährige hat nicht klargemacht, warum er erschossen werden will. Utah hat 2004 die Erschießungskommandos abgeschafft, nur noch davor verurteilte Häftlinge können sie wählen. Vielleicht hält er das blutige Sterben für leichter und schneller als das mit der Giftspritze.

Schließlich hat es mittlerweile eine Reihe von Fällen gegeben, in denen lange in den Armen der Delinquenten herumgestochert wurde, um eine geeignete Vene für den tödlichen "Cocktail" zu finden, Fälle, in denen der Todeshäftling offenbar Qualen erlitt, weil das zuerst verabreichte Betäubungsmittel nicht ausreichte.

Gardner jedenfalls wird auf einen Holzstuhl geschnallt. Nachdem eine Kapuze über sein Gesicht gezogen worden ist, wird mit einem Stethoskop festgestellt, wo genau sein Herz schlägt und die Stelle dann mit einem Stück Tuch markiert. Fünf Todesschützen stehen bereit, rekrutiert aus den Reihen der Strafverfolgungsbehörden. Sie schießen gleichzeitig, einer von ihnen mit einer Platzpatrone, damit offen bleibt, wessen Schüsse tödlich waren. Das soll lebenslange Schuldgefühle verhindern.

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