Interview: Der Deutsch-Iraner Dastmalchi zu Trumps Einreiseverboten

Auch scharfe Kritiker der Mullahs dürfen derzeit nicht mehr in die USA - wie der Deutsch-Iraner Parviz Dastmalchi.

Interview: Der Deutsch-Iraner Dastmalchi zu Trumps Einreiseverboten
Foto: Rechteinhaber: Dastmalchi

Berlin. Parviz Dastmalchi überlebte 1992 nur knapp das Attentat im Berliner Restaurant Mykonos, bei dem vier iranische Regimegegner starben. Er ist einer der führenden Oppositionellen im Ausland. Seit 1970 lebt der heute 67jährige im Exil in Berlin, er hat beide Staatsangehörigkeiten. Dastmalchi schrieb zahlreiche Bücher über den iranischen Staatsterrorismus und hielt in den USA, aber auch in Israel regelmäßig Vorträge. Unser Berliner Korrespondent Werner Kolhoff sprach mit ihm.

F.: Herr Dastmalchi, dürfen Sie noch in die USA einreisen?

A.:
Ich war erst vor drei Monaten in den USA und in Kanada zu Vorträgen. Nachdem, was ich gehört habe, darf ich jetzt nicht mehr einreisen. Etliche Freunde von mir sind bereits vom Einreiseverbot betroffen. Mein nächster Aufenthalt sollte in neun Monaten stattfinden, dann jährt sich der Anschlag im Mykonos zum 25. Mal. Ich sollte auf verschiedenen Veranstaltungen dazu sprechen. Ich hoffe, dass sich die Situation bis dahin wieder verändert hat.

F.: Wie empfinden Sie Trumps Erlass?

A.:
Dass die amerikanische Regierung so undifferenziert vorgeht, ist unverschämt. Es wirkt, als sei man grundsätzlich gegen alle Muslime. Ich finde, Muslime haben wie jeder Mensch das Recht, nach ihrer Religion zu leben und zu reisen, wie sie wollen. Der politische und fundamentalistische Islam ist das, was gefährlich ist. Die Amerikaner aber weisen jetzt alle unterschiedslos ab, auch Muslime, die wie ich für Demokratie und Menschenrechte kämpfen.

F.: Wäre der Bann verständlicher, wenn die Doppelstaatler ausgenommen wären?

A.:
Nein. Wenn man konkrete Fakten gegen jemanden hat, kann man seine Einreise ja ablehnen. Aber wenn man sagt, alle Iraner sind gefährlich und dürfen deshalb nicht mehr rein, dann ist das ein bloßes Vorurteil. Es gibt viele Iraner, die Verwandte in den USA haben und häufig zwischen beiden Ländern pendeln. Viele von ihnen stehen in Opposition zu den Mullahs. Sie alle werden jetzt getroffen. Jetzt haben sie nicht mehr nur mit dem Regime in Teheran Schwierigkeit, sondern auch noch mit der amerikanischen Administration. Das ist idiotisch.

F.: Teheran will im Gegenzug keine US-Bürger mehr einreisen lassen. Droht jetzt eine neue Eiszeit zwischen beiden Ländern, nachdem sich gerade etwas Entspannung abzeichnete?

A.:
Es ist wenig glaubhaft, wenn die iranische Regierung einerseits die US-Einreiseverbote verurteilt, dann aber mit dem gleichen Mittel antwortet. Aber in der Tat droht sich der Konflikt zwischen beiden Ländern nun wieder zu verschärfen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort