Wenn der Arzt nicht richtig deutsch spricht

Experten schlagen Alarm: Mangelnde Sprachkenntnisse sind Risiko für Patienten.

Berlin. Der Patient eines Kreiskrankenhauses hatte Angst. Sein Knie war schwer angeschlagen, soviel war ihm klar, als er nach einem Unfall in die Notaufnahme kam. Doch was war ihm genau passiert?

Der Arzt war ziemlich sprachlos. „Knie brochen. Muss gucken“, sagte er. Und schwieg. Dieses Beispiel ist kein Einzelfall. Wegen des Ärztemangels arbeiten immer mehr Mediziner aus Osteuropa, Griechenland, aber auch Syrien oder Ägypten vor allem in kleineren Kliniken — oft ohne gute Deutschkenntnisse.

Alarm schlägt nun der Verband der Krankenhausdirektoren. „Der Anteil ausländischer Ärzte auf Assistenzebene ist stark gestiegen“, sagt Verbandspräsident Josef Düllings. Mehr als die Hälfte der Mediziner sind in vielen Krankenhäusern heute aus dem Ausland. „Die fachlichen Kenntnisse sind oft recht gut, aber die sprachlichen Kenntnisse reichen oft nicht aus“, sagt Düllings. „Das wird zum Sicherheitsproblem.“

Das Arzt-Patienten-Gespräch stärken — das zählt zu den Zielen von Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP). Und auf jedem Ärztetag wird beschworen, dass das Vertrauensverhältnis von Arzt und Patient bewahrt werden muss. Doch die Realität sieht anders aus. „Es gibt Krankenhäuser, in denen kaum ein Arzt richtig deutsch spricht“, mahnt der Präsident der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery.

Stimmen Fach- und Sprachkenntnisse, kommt man als Mediziner aus dem Ausland meist an begehrteren Häusern in den Städten unter. Landkliniken müssen dagegen Abstriche machen und Mediziner mit Kommunikationsproblemen einstellen. Sonst bleiben die Stellen unbesetzt.

Die Behörden verlangen zwar in der Regel den Nachweis eines allgemeinsprachlichen Niveaus, bevor sie eine Berufserlaubnis erteilen. Doch mitunter reicht es auch, wenn der Arzt den Behördenmitarbeiter im Gespräch überzeugt.

Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund fordert, dass die Mediziner ihre Deutschkenntnisse per Prüfung nachweisen müssen. Heute absolvieren Ärzte oft einen einwöchigen Crashkurs, wenn sie längst Dienst am Patienten in einem Krankenhaus tun.

Was kann helfen? Die Ärztevertreter fordern neben strikteren Voraussetzungen für ausländische Mediziner bessere Bedingungen, so dass deutsche Nachwuchsärzte nach dem Studium auch in ihrem Beruf arbeiten.

„Die jungen Ärzte wollen keine Marathondienste mehr schieben“, sagt Montgomery. Josef Düllings fordert mehr Medizinstudienplätze, mehr Geld — und mehr Programme von Bund und Ländern für die Integration ausländischer Ärzte.

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