SPD will Steinbrück mit 90 Prozent plus X küren

Die Genossen erhoffen sich von der Nominierung ihres Kanzlerkandidaten Motivationsschub.

Hannover. Spezielle Lichteffekte sind nicht geplant und auch keine Triumph-Musik. „Der Parteitag wird sehr sparsam sein, was die Inszenierung angeht“, sagt SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles.

Gut zwei Monate nach seiner Ausrufung zum Kanzlerkandidaten durch die engste Führung soll Peer Steinbrück am Sonntag vom Parteivolk als Herausforderer von Angela Merkel gekürt werden. Nahles verspricht sich von dem gut fünfstündigen Sonderkonvent einen weiteren Motivationsschub für die Genossen.

Tatsächlich dürften viele Genossen hin und her gerissen sein. Der Ex-Bundesfinanzminister zählt zum konservativen Flügel. Dabei tickt man gerade in Zeiten der Opposition wieder verstärkt links. Und dann sind da noch die Fettnäpfchen, in die der Kandidat hinein gestapft ist.

Erst die Debatte um seine millionenschweren Nebeneinkünfte im Allgemeinen. Dann der Rekord-Obolus für einen Auftritt bei den Bochumer Stadtwerken im Besonderen. Später der Rückzug von Steinbrücks angeheuertem Internet-Berater Roman Koidl, der seine Brötchen auch schon mit Hedgefonds verdiente, die im Parteijargon als „Heuschrecken“ gelten.

Und noch kurz vor dem Delegiertentreffen sorgte Steinbrück erneut für Aufregung, weil er einen Vortrag bei der Schweizer Privatbank Sarrasin halten wollte, die im Verdacht eines großangelegten Steuerbetrugs steht. Erst nach einem Aufschrei in den Medien sagte er den Termin ab.

Trotzdem kann der 65-jährige Hanseat mit einem ähnlich fulminanten Abstimmungsergebnis rechnen wie Angela Merkel bei ihrer Wiederwahl zur CDU-Chefin.

„Steinbrücks Start war schwierig, aber von links bis rechts wissen alle, dass man sich jetzt um den Kandidaten scharen muss“, analysiert ein altgedienter SPD-Mann. Im Willy-Brandt-Haus hoffen sie auf ein Resultat von „klar über 90 Prozent“.

Erwartet wird auch, dass sich der Kandidat in seiner gut einstündigen Rede noch einmal zu seinen Vortragshonoraren erklärt. Danach solle endlich Gras über die Sache wachsen, heißt in der Partei.

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