Schneider fährt nach Afghanistan

Oberster Protestant stellt klar: Reise noch vor Margot Käßmann.

Bad Neuenahr. Als erster führender Protestant will der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, in Kürze die deutschen Soldaten in Afghanistan besuchen. Die Reise werde noch vor dem geplanten Besuch seiner Amtsvorgängerin Margot Käßmann am Hindukusch stattfinden, betonte Schneider am Montag am Rande der Synode der rheinischen Kirche in Bad Neuenahr. „Wir sind uns völlig einig, dass zunächst der Ratsvorsitzende fährt“, sagte Schneider.

Anders als die vom Ratsvorsitz zurückgetretene Käßmann plane er keine Begleitung durch Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), sondern fahre mit dem evangelischen Militärbischof Martin Dutzmann. Das Signal des Truppenbesuchs solle sein, „dass die Kirche sich nicht von den Soldaten distanziert“. Guttenberg hatte Käßmann nach ihren kritischen Äußerungen zu dem Bundeswehr-Einsatz zu einem Truppenbesuch eingeladen.

In seinem Bericht vor der Synode der rheinischen Kirche, deren Präses er ist, forderte Schneider mehr Interesse der Gesellschaft am Schicksal der deutschen Soldaten in Afghanistan. Verwundete Soldaten nähmen enttäuscht wahr, dass der tragische Unfall des ZDF-Wettkandidaten Samuel Koch ausführlich in den Medien kommentiert werde, während ihre Verletzungen kaum eine Zeile wert seien.

Zugleich erneuerte Schneider seine Kritik am Afghanistan-Einsatz. Wenn der Bundestag Ende Januar über das neue Mandat der Bundeswehr entscheide, solle auch der zivile Aufbau mit einem Mandat versehen und „das Abzugsszenario konkretisiert werden“. Die dazu unterschiedlichen Äußerungen in der Bundesregierung schadeten der Akzeptanz des Einsatzes in der Bevölkerung. Im neuen Mandat wird Ende 2011 als Termin für den Beginn des deutschen Abzugs genannt.

Schneider warf dem Staat zudem eine Vernachlässigung der Armen vor. „Ich sehe mit großer Sorge, dass der Staat sein ausgleichendes Handeln den Armen gegenüber vermindert, so dass die Kluft zwischen Arm und Reich größer wird“, sagte er vor dem „Parlament“ der zweitgrößten Landeskirche. Schneider spielte auf die neu berechnete Erhöhung der Hartz IV-Regelsätze um fünf Euro an.

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