Neonazis sollen sich zu Kölner Anschlag bekannt haben

Waren die „Döner-Mörder“ auch für Anschläge in NRW verantwortlich? Nach „Spiegel“-Informationen haben sich die Neonazis zu dem Kölner Nagelbombenanschlag von 2004 bekannt. Die Ermittlungen laufen.

Düsseldorf (dpa). Zehn Morde soll ein Neonazi-Trio aus Ostdeutschland begangen haben - und nun prüft die Polizei, ob die Gruppe auch hinter zwei Anschlägen in NRW steckt.

Auf DVDs, die im abgebrannten Haus der Täter in Zwickau gefunden wurden, bekennen sie sich nach „Spiegel“-Informationen nicht nur zu den „Döner-Morden“, sondern auch zum Kölner Nagelbombenanschlag. Dabei waren 2004 in der überwiegend von Türken bewohnten Keupstraße 22 Menschen verletzt worden.

Ein Sprecher der Bundesanwaltschaft sagte dazu, man prüfe Hinweise, ob es einen Zusammenhang gebe. „Bislang gibt es aber keine zureichenden Anhaltspunkte, dass dieser Anschlag der Gruppierung zuzurechnen ist“, sagte er.

Zusätzlich rollt die Polizei noch einen zweiten Anschlag in NRW wieder auf: den auf jüdische Aussiedler an einer S-Bahn-Haltestelle in Düsseldorf im Jahr 2000. Dabei waren zehn Menschen durch eine Splitterbombe verletzt worden, zwei von ihnen lebensgefährlich. Eine Frau hatte ihr ungeborenes Baby verloren. Die Opfer waren Sprachschüler auf dem Weg vom Unterricht zur S-Bahn.

Es müssten jetzt alle „Straftaten, die über ähnliche Muster verfügen“, noch einmal untersucht werden, sagte Landesinnenminister Ralf Jäger (SPD) der Nachrichtenagentur dpa. Zum Kölner Anschlag gebe es Hinweise von den Ermittlungsbehörden in Thüringen, sagte Jäger.

Die Kölner Täter hatten eine selbst gebaute Nagelbombe auf einem Fahrrad deponiert und per Fernsteuerung gezündet. Kurz vor der Explosion waren sie wahrscheinlich von einer Videokamera aufgenommen worden - doch die Fahndung blieb ohne Ergebnis.

Das Neonazi-Trio bestand aus zwei Männern und einer Frau; die beiden Männer haben sich vor einer Woche erschossen, die Frau wurde verhaftet. Zwischen den beiden Männern und den Personen, die bei dem Kölner Nagelbombenanschlag gefilmt worden waren, sind den Ermittlern Ähnlichkeiten aufgefallen.

Außerdem seien die beiden Männer und ihre mutmaßliche Komplizin 1998 als Bombenbauer aufgefallen, sagte Jäger. „Da ist es natürlich zwangsläufig, dass die beiden Anschläge in Köln und Düsseldorf im Lichte der Erkenntnisse neu bewertet werden müssen.“ Zur Serie der „Döner-Morde“ gehört auch ein Fall aus Nordrhein- Westfalen.

In Dortmund war im April 2006 ein türkischer Kioskbesitzer erschossen worden. Jäger sieht in der Mordserie Taten einer terroristischen Gruppierung. Die Täter hätten mindestens 13 Jahre lang „geplant, nicht spontan“ im ganzen Bundesgebiet schwere Straftaten begangen. „Da ist die Grenze zum Terrorismus sicherlich erreicht, wenn nicht sogar überschritten.“

Es sei allerdings untypisch, dass die Gruppe sich nicht zu ihren Taten bekannt habe. Üblicherweise prahlten Terroristen mit solchen Anschlägen. Das sei „auch einer der wesentlichen Gründe, warum die Zusammenhänge zwischen diesen Taten den Ermittlungsbehörden erst so spät klar geworden sind“, sagte Jäger.

Am Freitag war bekanntgeworden, dass hinter dem Heilbronner Polizistenmord und den Morden an acht türkischen und einem griechischen Kleinunternehmern zwischen 2000 und 2006 wohl die gleiche Gruppe rechtsextremer Täter steckt.

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