Minister Niebel ohne Personenschützer in Malis gefährlichem Norden

Der FDP-Politiker übergibt Nahrungsmittelspende in einem Flüchtlingslager. Die Entwicklungshilfe in dem Land soll wiederbelebt werden.

Bamako. Früher hat Fatima getrockneten Fisch verkauft. Davon konnte die Familie leben. Jetzt sitzt die junge Mutter mit ihrer zweijährigen Tochter Zobou in der Mittagshitze auf einer Decke, und ihr Blick geht ins Leere. Eigentlich stammen sie aus einem Dorf bei Timbuktu.

Doch als radikale Islamisten ihren Mann töteten, floh Fatima Richtung Süden, ins Auffanglager nach Mopti. Dort ist auch Zeina mit ihren sieben Kindern. Als ihre Heimatstadt Gao von den Extremisten erobert wurde, war sie gerade schwanger. Wohl jeder der rund 600 Flüchtlinge, die derzeit in Mopti in Zelten kampieren, kann solche Geschichten erzählen.

Vor genau einem Jahr putschte das Militär die Regierung weg. Radikal-islamistische und terroristische Gruppen gewannen im Norden des westafrikanischen Landes die Oberhand. Vielerorts wurde die Scharia eingeführt, es kam zu Mord, Vergewaltigungen und Plünderungen. Am Ende drohte auch der Süden im Chaos zu versinken. Erst die Militärinvasion Frankreichs vermochte den Vormarsch der Extremisten zu stoppen. Doch die Sicherheitslage ist weiter unberechenbar.

Das bekommt auch Bundesentwicklungshilfeminister Dirk Niebel (FDP) zu spüren, der zu den Flüchtlingen nach Mopti gereist ist, um eine Nahrungsmittelspende der Welthungerhilfe zu übergeben — ein Termin, der nicht auf dem Programm stand.

Stattdessen sollte es in die von den Franzosen schon befreite Stadt Timbuktu gehen. Aber ein Selbstmord-Attentat machte den Plan zunichte. Dabei ist auch Mopti gefährlich genug. Jedenfalls nach Einschätzung des Bundeskriminalamtes (BKA), das für Niebel 15 Personenschützer mit nach Mali entsandt hat. Das BKA genehmigte seinen Beamten wegen des unkalkulierbaren Risikos die Reise nach Mopti nicht. Trotzdem will der Minister dort hin — auch ohne Sicherheitsprofis.

In seinem „Palast“, einem heruntergekommenen Gebäude, dankt der Gouverneur der Region Mopti, Ibrahima Hama Traore, dem deutschen Gast für die Ankündigung, die Entwicklungshilfe wieder zu beleben. Seit dem Putsch hatte Deutschland seine Unterstützung praktisch eingefroren.

Doch ohne Fortschritte beim Wiederaufbau der staatlichen Verwaltungsstrukturen im Norden gibt es kein neues Geld. Im Juli sollen Wahlen von Präsident und Parlament stattfinden. Ob das angesichts der Sicherheitsprobleme gelingt, ist fraglich. Trotzdem: Neben der Freigabe von 15 Millionen Euro für die kommunale Entwicklung sollen elf Millionen Euro im Rahmen eines internationalen Projekts zur Kleinbewässerung von Deutschland nach Mali fließen. Alles weitere bleibt abzuwarten.

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