Landtagswahl NRW 2017 Wahl-O-Mat vor NRW-Wahl auf Rekordkurs

Schon 1,57 Millionen Mal haben Nutzer ihre Vorstellungen mit denen der Parteien abgeglichen.

 Politikwissenschaftler Stefan Marschall hat die Thesen für den Wahl-O-Mat entwickelt.

Politikwissenschaftler Stefan Marschall hat die Thesen für den Wahl-O-Mat entwickelt.

Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Rund 1,57 Millionen Menschen haben mit Blick auf die NRW-Landtagswahl bereits den Wahl-O-Mat genutzt. Und Politikwissenschaftler Stefan Marschall von der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Uni, der das Projekt seit 2003 wissenschaftlich begleitet, setzt darauf, dass es bis zum Wahlsonntag noch mehr als zwei Millionen werden.

„Das wäre dann der Wahl-O-Mat, der auf Landesebene am meisten genutzt worden ist“, sagt Marschall. Zum Vergleich: vor der Saarlandwahl 2017 gab es 297 000 Nutzungen, vor der Schleswig-Holstein-Wahl 2017 waren es 546 000, vor der Bundestagswahl 2013 sogar 13,27 Millionen. Und in den Wochen vor der NRW-Wahl 2012 nutzten 1,27 Millionen Menschen dieses Werkzeug. Doch wie funktioniert der Wahl-O-Mat, wofür ist er gut?

Die 31 in NRW zur Wahl zugelassenen Parteien wurden von der Bundeszentrale für politische Bildung eingeladen, ihre Antworten zu diversen Thesen zu geben. Zwei kleine Parteien konnten das aus organisatorischen Gründen nicht leisten. Die Thesen wurden erarbeitet von einem Team aus 17 Jungwählern aus NRW zwischen 18 und 26 Jahren, unterstützt von Experten. Mit ihren Antworten reagierten die Parteien dann auf Thesen wie zum Beispiel: „Das Abitur soll an allen Gymnasien in NRW wieder ausschließlich nach neun Jahren abgelegt werden.“ Oder: „Geschäfte sollen frei über ihre

Öffnungszeiten an Sonntagen entscheiden können.“ Oder: „Die Kitagebühren sollen vollständig abgeschafft werden.“ Insgesamt 38 Thesen gingen in den Wahl-O-Mat ein.

Der Nutzer entscheidet sodann per Mausklick, wie er selbst zu der jeweiligen These steht. Am Ende bekommt er das Ergebnis ausgeworfen, mit welcher Partei er die meisten Übereinstimmungen hat. Dabei dürfte manch einer überrascht sein, dass die Partei, dieer für seinen Favoriten hielt, in seiner Ergebnisauswertung nicht oben rangiert. „Darüber muss man nicht unglücklich sein“, tröstet Marschall. Es könne daran liegen, dass das eine oder andere für einen selbst wichtige Thema gar nicht abgefragt wurde. Überraschungseffekte seien etwas Positives, da sie dazu führten, dass sich der Einzelne vielleicht noch mal genauer informiert.

Auch sei für viele die Person des Kandidaten oder der Kandidatin wichtig — gerade das werde im Wahl-O-Mat nicht abgefragt. Das Instrument solle nicht als Wahlempfehlung verstanden werden, sondern als Einladung, in die politische Auseinandersetzung einzusteigen. Nutzerbefragungen hätten gezeigt, dass mehr als die Hälfte der Nutzer motiviert werden, sich weitergehend politisch zu informieren. Unter zehn Prozent seien von ihrem Wahl-O-Mat-Ergebnis überrascht worden. 72 Prozent sagen, dass ihnen die Unterschiede zwischen den Parteien klarer geworden seien.

Wer es ausprobieren will — bis Sonntag ist noch Zeit:

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