Landtagswahl NRW 2017 CDU feiert ihren Sieg: „Das war der Wahlkampf unseres Lebens“

Die CDU jubelt bei der Wahlparty überschwänglich Armin Laschet zu. Der verspricht: „Wir wollen nicht mehr Schlusslicht sein.“

Landtagswahl NRW 2017: CDU feiert ihren Sieg: „Das war der Wahlkampf unseres Lebens“
Foto: dpa

Düsseldorf. Für Susanne Laschet ist es „ein komplett surrealer Tag“. Erst diese „ganze Spannung“, die letzten Wochen, Tage, „jetzt dieser wahnsinnige Jubel. Ab morgen“, sagt die Gattin des künftigen NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet am Abend auf der Terrasse in der CDU-Geschäftsstelle in der Wasserstraße in Düsseldorf, „wird es vielleicht mal ruhiger“. Sie könnte sich täuschen. Gerade erst hat Armin Laschet unter dem frenetischen Jubel der CDU-Wahlkämpfer rund 15 Minuten nach der ersten Hochrechnung die Arme hochgerissen. „Armin, Armin“ rufen die CDU-Mitglieder, sie johlen.

Schon am Nachmittag hat sich das klare Ergebnis zugunsten der Konservativen abgezeichnet. Es gibt noch keine Prognose, da erklärt der ehemalige NRW-Finanzminister Helmut Linssen schon, warum die CDU derart hinzugewonnen hat. Auf der kleinen Bühne ist das etwas spitzbübische Laschet-Grinsen jetzt ein einziger Dauerzustand. Mit diesem Zuwachs hatte er nicht gerechnet. Alle Schachzüge der letzten Wochen haben aber dann doch offenbar gegriffen. Die Fokussierung auf die Innen- und Sicherheitspolitik zuerst.

„Unsere Untersuchungs-Ausschüsse zu Silvester und Amri sind beim Wähler hängen geblieben“, sagt ein Pressereferent. „Die Regierung hat sich der Realität verweigert. So kann man keine Probleme lösen“, findet Josef Hovenjürgen, stellvertretender Fraktionschef der CDU. Er feixt bei gefühlten 50 Grad in der Enge der Räume in der Wasserstraße. „Eitelkeit macht keine Politik, das gilt für Innenminister Jäger ganz besonders.“

Eine Frau von der Jungen Union sagt zu ihrem Freund bedeutungsschwer: „Das war der Wahlkampf unseres Lebens.“ Ihr Taschentuch nimmt die Nässe von der Stirn, es gibt Bier, Sekt und Wein, dazu Mettbrötchen und kleinere Häppchen. Armin Laschet dankt für einen „engagierten Wahlkampf“.

Immer wieder wird er unterbrochen von lautem Jubel. „Heute ist ein guter Tag für Nordrhein-Westfalen“, ruft der Aachener. „Wir haben die Wahl gewonnen. Jetzt wollen wir ein tolerantes Land sein, aber es gilt: Null Toleranz gegen Kriminelle.“

Das ist Laschets Zweiklang, auch im Erfolg: Auf tolerante Thesen muss der Angriff folgen, das erwartet die Partei von ihm. Und es wird spannend sein zu sehen, wie er jetzt aus dem „Glaskasten“ der Macht im elften Stock aus der Staatskanzlei mit ihr agiert. „Rot-Grün war schlecht für die Menschen. Wir wollen nicht mehr Schlusslicht sein.“ Ein bisschen Wahlkampf ist auch nach 18 Uhr noch drin.

Kurz nachdem Laschet in den Landtag zum Interview-Marathon eilt, tritt Wolfgang Bosbach auf. Der Vollblutpolitiker aus dem Bergischen feiert mit — und ein bisschen auch sich selbst: „Es war eine gute Idee von Armin Laschet, mich ins Kompetenzteam für innere Sicherheit zu holen“, sagt er und grinst das Bosbach-Grinsen. Politik werde über Köpfe gemacht, und „für innere Sicherheit stehe ich sicher mehr als Laschet“. Der, sagt Bosbach, habe am „Ende des Wahlkampfs klare Kante gezeigt“, was eine Kritik am klaren Wahlsieger ist, aber das ist Bosbach jetzt auch egal.

Nur Sieger in der Wasserstraße, so vergnügt war die CDU in NRW wirklich selten. „Ein toller Tag für die NRW-CDU“, sagt der glückselige Generalsekretär Bodo Löttgen. „Jetzt feiern wir, alles weitere sehen wir morgen.“ Dann tagen der Landesvorstand und die Gremien der Partei, sagt Innenpolitikerin Ina Scharrenbach. Bald werden Ämter und Posten verteilt, Scharrenbach, die den Untersuchungsausschuss zur Silvesternacht zum Karrieresprung genutzt hat, könnte dabei sein. „Ambitioniert bin ich, aber ich kenne meine Rolle noch nicht“, sagt sie. Es wird noch einmal laut in der Wasserstraße, als die Linke unter fünf Prozent rutscht. Jetzt könnte es auch für CDU und FDP als Regierungskoalition reichen. Offensichtlich die Wunschkonstellation der Anwesenden. „Ich glaube das alles nicht“, sagt einer. „Wir sprechen mit allen“, sagt Laschet, „nur mit AfD und Linken nicht.“

Draußen feiert Laschets Familie den Sieg. Johannes Laschet, sein Sohn, ist „wahnsinnig stolz auf einen tollen Vater“. Dabei ist auch Laschets Vater Heinz. „Das ist vielleicht einer der schönsten Tage meines Lebens“, sagt der ehemalige Bergmann und spätere Schulleiter. Dabei raucht er einen Zigarillo. Wie der Vater so der Sohn.

Ab jetzt raucht’s aus der Staatskanzlei. Auf seinen prächtigen Balkon im schönsten Büro des Landtags wird Laschet nun verzichten müssen.

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