Krankenversicherte müssen bald mehr zahlen

Noch gibt es Rücklagen. Doch wegen steigender Kosten und politischer Weichenstellung läuft die Schonfrist bald aus.

Berlin. Versicherte müssen demnächst für ihre Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) voraussichtlich spürbar mehr bezahlen. Experten rechnen mit Zusatzbeiträgen von mindestens 1,5 Prozent des Einkommens in wenigen Jahren. Gegenüber den derzeitigen Beiträgen wäre dies — je nach Einkommen des Versicherten — mit zusätzlichen Belastungen von monatlich 20 bis 40 Euro verbunden.

Hauptgrund sind die steigenden Ausgaben der GKV. Vorerst ist die Finanzlage laut GKV-Spitzenverband zwar noch solide. „Ich gehe davon aus, dass wir 2014 ganz ohne Zusatzbeiträge auskommen“, sagte Vorsitzende Doris Pfeiffer. Allerdings steigen die Ausgaben der Kassen doppelt so schnell wie die Löhne und Gehälter, wie AOK-Chef Jürgen Graalmann sagte.

„Die gesetzliche Krankenversicherung gibt im Schnitt jedes Jahr vier Milliarden Euro mehr aus, als sie an Beiträgen einnimmt“, sagte Graalmann. Der Präsident des Bundesversicherungsamts, Maximilian Gaßner, erläuterte: „Auch für die Zukunft ist anzunehmen, dass es eine Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben geben wird, zumal auch die aktuelle politische Stimmung eher auf ein Mehr an Leistungen fixiert ist.“

Die Kassen dürften dann unter veränderten Regeln finanziert werden — wie im schwarz-roten Koalitionsvertrag vereinbart. Der Beitragssatz soll von 15,5 auf 14,6 Prozent sinken. Ein Sonderbeitrag von 0,9 Punkten zulasten der Versicherten, heute Teil des Beitragssatzes, soll entfallen.

Arbeitgeber und -nehmer sollen von den 14,6 Prozent jeweils die Hälfte tragen. Brauchen die Kassen mehr Geld, sollen sie prozentuale Zusatzbeiträge von ihren Mitgliedern nehmen können. Pauschale Zusatzbeiträge in festen Eurobeträgen sollen Kassen nicht mehr nehmen dürfen.

2015 dürften die Kassen nicht mehr soviel Geld aus dem Gesundheitsfonds bekommen, wie sie benötigen, prognostizierte der Gesundheitsökonom Jürgen Wasem. „Es gibt Kassen, die brauchen sofort einen Zusatzbeitrag von 0,9 Prozent, einige auch etwas mehr“, sagte er.

„Andere Kassen können auf so große Reserven zurückgreifen, dass sie auf Zusatzbeiträge nahezu komplett verzichten können.“ Dann sei mit einem Anstieg des Zusatzbeitrags von 0,2 bis 0,3 Punkten im Jahr zu rechnen.

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