Kommunismus-Debatte kostet Linke Wähler

Berlin (dpa) - Nach der von Parteichefin Gesine Lötzsch ausgelösten Kommunismus-Debatte verliert die Linke spürbar an Zustimmung bei den Wählern.

Nach dem neuen Forsa-Wahltrend von „Stern“ und RTL ist die Partei binnen einer Woche um zwei Punkte auf neun Prozent abgerutscht. Das ist ihr niedrigster Wert seit gut vier Monaten.

Co-Parteichef Klaus Ernst wies erneut Kritik an seinem Lebensstil zurück. „Man kann als Linker nicht nur rumlaufen, als hätte man drei Tage lang nicht geschlafen, nichts gegessen und auch noch schlecht gesoffen“, sagte Ernst dem Magazin „Stern“. „Wenn wir immer so tun, als tragen wir das ganze Leid der Welt auf unseren Schultern, interessiert sich doch kein Schwein für uns.“

Der Linke-Spitzenkandidat für die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt, Wulf Gallert, erwartet für seine Partei keine negativen Auswirkungen der Kommunismus-Debatte auf die sieben Landtagswahlen in diesem Jahr. „Das wäre nur dann der Fall, wenn die Leute den Eindruck hätten, dass wir politische Veränderungen nicht im Rahmen des Grundgesetzes, sondern mit undemokratischen Mitteln durchsetzen wollen.“ Dafür aber habe die Linke keinen Anlass gegeben.

In Sachsen-Anhalt wird am 20. März ein neuer Landtag gewählt. Die Linke könnte dort stärkste Partei und Gallert Regierungschef werden. In Umfragen liegt die Linke gleichauf mit der CDU.

Gallert räumte in der „Welt“ (Mittwoch) ein, die damit entstandene öffentliche Debatte sei weder für die Arbeit der Partei noch für die Diskussion über das neue Parteiprogramm der Linken produktiv. Lötzsch habe sich aber deutlich von der „missverständlichen Äußerung“ distanziert. „Ich glaube, wir sollten die Geschichte damit auch abschließen“, sagte er.

Lötzsch hatte in einem Beitrag für die linksgerichteten Zeitung „Junge Welt“ geschrieben: „Die Wege zum Kommunismus können wir nur finden, wenn wir uns auf den Weg machen und sie ausprobieren, ob in der Opposition oder in der Regierung.“ Zum Schluss kam sie aber zu dem Ergebnis, dass dem demokratischen Sozialismus die Zukunft gehöre.

Parteichef Ernst bekannte sich im „Stern“-Interview ausdrücklich zu seinem Lebensstil: „Es macht mir Spaß, Porsche zu fahren.“ Er sei dafür, dass es möglichst vielen Menschen so gut gehe wie ihm. „Ein Entbehrungssozialismus ist mit mir nicht zu machen.“ Der Porsche und eine Almhütte in den Tiroler Alpen hatte Ernst den Ruf eines „Luxus-Linken“ eingebracht.

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