Bernhard Vogel im Interview Kohls Nachlass: „Ich habe mal mit ihm darüber gesprochen“

Berlin. Bernhard Vogel (84), früherer Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und Thüringen, ist über 60 Jahre mit Helmut Kohl befreundet gewesen. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt Vogel, wie mit den umfangreichen Dokumenten und Aufzeichnungen des am Freitag verstorbenen Altkanzlers umgegangen werden sollte.

 Bernhard Vogel (r.) wird 1976 zum Nachfolger Kohls im Amt des Ministerpräsidenten von Rheinland Pfalz gewählt.

Bernhard Vogel (r.) wird 1976 zum Nachfolger Kohls im Amt des Ministerpräsidenten von Rheinland Pfalz gewählt.

Foto: Roland Witschel

Bernhard Vogel: Natürlich auch. Aber bei einer Person der Zeitgeschichte wie Helmut Kohl, ist das Trauern und die Aufarbeitung seiner Lebensleistung auch Aufgabe der Öffentlichkeit.

Was muss dann mit dem Nachlass passieren?

Vogel: Ähnlich wie bei den Kanzlern Adenauer, Brandt und kürzlich Schmidt liegt es nahe, dass früher oder später eine Stiftung errichtet wird.

Stehen Sie in Kontakt mit Kohls Frau, Maike Kohl-Richter?

Vogel: In letzter Zeit nicht mehr. Ich bewundere, wie lange und hingebungsvoll sie Helmut Kohl gepflegt hat.

Haben Sie denn mit dem Altkanzler mal über die Nachlassfrage geredet?

Vogel: Ganz früher habe ich mal mit ihm darüber gesprochen, aber nicht mehr in der Zeit seiner Krankheit.

Und wie hat Kohl die Sache gesehen?

Vogel: Kohl wusste, wie umfassend sich die Konrad-Adenauer-Stiftung des Nachlasses wichtiger Politiker annimmt. Für die langfristige, wissenschaftliche Befassung mit ihnen haben Aufzeichnungen und Akten natürlich eine erhebliche Bedeutung.

Könnte sich das Bild von Kohl dann noch einmal verändern?

Vogel: Bei den Nachrufen der letzten Tage kann man erfreut feststellen, dass bei allen unterschiedlichen Betrachtungsweisen in zwei Dingen Übereinstimmung besteht: Kohl hat ganz wesentlich zur Festigung und Ausweitung der Europäischen Union beigetragen. Und er ist ganz wesentlich dafür verantwortlich, dass aus der friedlichen Revolution in der DDR im Herbst 1989 ein Jahr später die Wiedervereinigung Deutschlands wurde. Die mit viel Aufmerksamkeit verfolgte Spendenaffäre dagegen wird sich zwar als bedauerliche, aber für das Bild von Helmut Kohl doch nur nebensächliche Petitesse erweisen.

Wie werden Sie Kohl persönlich in Erinnerung behalten?

Vogel: Als einen verlässlichen Freund, mit dem ich weit über 60 Jahre eng verbunden gewesen bin. Ich habe Kohl ja schon 1954 als Student in Heidelberg kennengelernt.

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