Hunderte Neonazis marschieren in Magdeburg

Magdeburg (dpa) - Mit einem großen Straßenfest und einer Reihe von Gegendemonstrationen haben mehrere Tausend Bürger in Magdeburg am Samstag einen Aufmarsch von Neonazis in der Innenstadt verhindert.

Rund 1000 Rechtsextremisten mit schwarzen Fahnen zogen laut Polizei stattdessen durch den Stadtteil Salbke am südlichen Rand der Stadt. Im Zentrum Magdeburgs beteiligten sich Tausende an dem von der Stadt organisierten Straßenfest „Meile der Demokratie“ sowie an Gegendemonstrationen und Blockaden gegen Rechts. Dazu hatten linke Gruppierungen und die evangelische Kirche aufgerufen. Vereinzelt kam es dabei zu Ausschreitungen.

Aus mehreren kleineren Gruppen seien Flaschen gegen Beamte geschleudert worden, sagte ein Polizeisprecher. Nach ersten Angaben wurden sieben Beamte leicht verletzt. Mindestens zwei Demonstranten wurden vorläufig festgenommen. Zudem wurden Feuerwerkskörper und Rauchbomben gezündet. An der CDU-Zentrale in der Innenstadt setzten Unbekannte einen großen Müllcontainer in Brand.

Die Magdeburger Polizei hatte mehr als 2000 Beamte im Einsatz und Unterstützung aus neun weiteren Bundesländern angefordert. Auch Wasserwerfer und ein Hubschrauber waren unterwegs. Damit sollte ein Zusammenprallen von Neonazis und Gegendemonstranten verhindert werden. Es war einer der größten Polizeieinsätze in der Geschichte Sachsen-Anhalts.

Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) lobte die Polizeitaktik. „Es ist zu keinen gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Rechten und Linken gekommen“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die Polizei habe „die Lage gut im Griff“ gehabt. Er verurteilte zugleich Angriffe aus der linken Szene, unter anderem auf einen Stand der Polizeigewerkschaft.

Das Bündnis „Magdeburg Nazifrei“ sprach von einem Teilerfolg. Die Demonstration der Neonazis sei kleiner als in den Vorjahren und die Verlagerung an den Stadtrand sei ein Etappensieg.

Anlass des Neonazi-Aufmarschs war der 68. Jahrestag der Zerstörung Magdeburgs im Zweiten Weltkrieg. Am 16. Januar 1945 waren bei einem Luftangriff rund 2500 Menschen ums Leben gekommen. Große Teile der Stadt lagen in Schutt und Asche. Seit Jahren nehmen Rechtsextremisten das Datum als Anlass, um in Magdeburg zu demonstrieren.

Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) lobte die rege Beteiligung der Menschen an der „Meile der Demokratie“ und die friedliche Stimmung. „Wir wollen damit zeigen, die Stadt gehört nicht den Rechtsextremen. Wir wollen in Magdeburg rechtem Gedankengut keinen einzigen Fuß breit Platz bieten.“

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