Bundesjustizminister Heiko Maas: "Die Brutalität lässt niemanden kalt"

Berlin. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) warnt: Die Deutschen dürfen sich nicht darauf verlassen, dass der Terror einen Bogen um sie macht. Grund zu Panik gebe es aber nicht, so Maas im Gespräch mit unserer Zeitung.

Bundesjustizminister: Heiko Maas: "Die Brutalität lässt niemanden kalt"
Foto: dpa

Die Sicherheitsbehörden würden alles dafür tun, "um die Menschen in Deutschland so gut wie möglich zu schützen".

Herr Minister, viele Menschen sind nach den Attentaten von Brüssel verunsichert. Was sagen Sie diesen Bürgern?

Maas: Ich kann jeden verstehen, dem diese grauenhaften Anschläge sehr nahe gehen. Solche Brutalität gegen unschuldige Menschen lässt niemanden kalt. Die Lage ist auch bei uns ernst, aber es gibt keinen Grund zur Panik. Wenn wir jetzt komplett in Angst und Schrecken erstarren, dann haben die Terroristen ihr Ziel erreicht. Kein Terrorist kann unsere freie Gesellschaft gefährden, das können nur wir selbst. Wir sollten uns die Art wie wir leben nicht kaputt machen lassen.

Jetzt wird über eine höhere Sicherheit an Flughäfen und Bahnhöfen diskutiert. Ist das überhaupt möglich?

M: Wir müssen alles tun, was möglich ist, um die Menschen bei uns zu schützen. Wir haben die Präsenz der Sicherheitskräfte an kritischen Flughäfen und Bahnhöfen erhöht. Hinzu kommen auch deutlich mehr Kontrollen.

Wo sehen Sie im Kampf gegen den Terror noch Handlungsbedarf?

M: Der internationale Terrorismus kennt keine Ländergrenzen. Deswegen sollte auch die Zusammenarbeit der europäischen Sicherheitsbehörden nicht an den Grenzen halt machen. Vorhandene Informationen, die helfen konkrete Terroranschläge zu verhindern, müssen alle Länder untereinander austauschen. Europa muss im Kampf gegen den Terror geschlossen zusammenarbeiten.

Lässt sich verhindern, dass die Terrorgefahr jetzt mit den Flüchtlingen verbunden wird?

M: Ja, denn: Die meisten Täter der jüngsten Anschläge haben sich bei uns in Europa radikalisiert. Sie sind hier bei uns zur terroristischen Bedrohung herangewachsen. Sie sind eben nicht als Flüchtlinge zu uns gekommen. Und: Die meisten Flüchtlinge fliehen doch vor den gleichen Leuten in Syrien, die verantwortlich sind für die Terroranschläge. Sie sind Opfer und keine Täter.

Deutschland ist auch ein Ziel. Ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis hier ein Anschlag passiert?

M: Deutschland ist seit längerer Zeit ein potenzielles Anschlagsziel. Wir dürfen uns nicht darauf verlassen, dass der internationale Terrorismus eine Dauerschleife um Deutschland herum zieht. Absolute Sicherheit kann in einer Demokratie leider niemand garantieren. Aber: Unsere Sicherheitsbehörden werden alles tun, was in ihrer Macht steht, um solche Anschläge zu verhindern und die Menschen in Deutschland so gut wie möglich zu schützen.

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