Gläubige: Katholische Kirche ist zu lebensfern

Eine Befragung der Mitglieder zum Familienbild zeigt große Unterschiede zwischen Alltag und der reinen Lehre.

Die Deutsche Bischofskonferenz veröffentlichte Montag in Bonn eine Zusammenfassung der Ergebnisse.

Die Deutsche Bischofskonferenz veröffentlichte Montag in Bonn eine Zusammenfassung der Ergebnisse.

Foto: dpa

Bonn. Die katholische Kirche hat die Meinung ihrer Gläubigen über die kirchliche Botschaft zu Ehe und Familie abgefragt. Die Antwort ist deutlich: In vielen Fragen entspricht die Lehre nicht mehr dem gelebten Alltag. Ob vorehelicher Geschlechtsverkehr, Homosexualität, die Wiederheirat Geschiedener oder das Thema Verhütung — „Das katholische Familienbild wirkt auf viele zu idealistisch und zu lebensfern“, heißt es in der Montag von der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn veröffentlichten Zusammenfassung der Antworten. Die Umfrage hatte Papst Franziskus initiiert.

Die Ergebnisse sollen helfen, eine außerordentliche Bischofssynode zum Thema Familie im Oktober im Vatikan vorzubereiten. Nachgefragt wurde in Deutschland in allen 27 Diözesen sowie bei 20 namhaften katholischen Verbänden und Institutionen. Dass Paare zusammenziehen, oft Jahre bevor sie sich kirchlich trauen lassen, gehört zum Alltag. Nach Schätzungen tun das 90 bis 100 Prozent. Das finden Katholiken in fast genauso hohem Maße völlig in Ordnung wie die Gesamtbevölkerung. Viele halten eine Heirat ohne ein voreheliches Zusammenleben gar für unverantwortlich.

Die meisten Katholiken, auch die, die in einer intakten Ehe leben, können die Verweigerung der kirchlichen Sakramente für wiederverheiratete Geschiedene nicht nachvollziehen. Die Betroffenen empfinden den Ausschluss als ungerechtfertigte Diskriminierung und Unbarmherzigkeit. Die Bischofskonferenz zitiert in ihrer Zusammenfassung eine Allensbach-Umfrage, wonach sich 66 Prozent der Katholiken für eine kirchliche Trauung Geschiedener aussprechen.

Das kirchliche Verbot „künstlicher“ Verhütungsmethoden, insbesondere der Gebrauch des Kondoms, wird von den Befragten auch mit Blick auf Krankheiten wie Aids nicht nur als lebensfremd, sondern sogar als ausgesprochen unmoralisch bewertet.

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