Erzbischof Meisner bereitet sich auf den Ruhestand vor

Der 79-Jährige will in Köln bleiben und dort in der Seelsorge arbeiten. Zu Kritik von Katholiken äußert er sich nicht.

Köln. Joachim Kardinal Meisner wartet auf Nachricht aus Rom. Bereits im Sommer hatte der Kölner Erzbischof angekündigt, mit der Vollendung seines 80. Lebensjahres am 25. Dezember in den Ruhestand gehen zu wollen. Bei einem Besuch im Vatikan reichte er im September sein Rücktrittsgesuch ein. Bis heute liegt allerdings keine Stellungnahme des Papstes vor. Dennoch, Meisner ist sich sicher: Spätestens im Februar kommenden Jahres werde Franziskus ihn aus dem Amt entlassen.

Meisner hat sich vorbereitet. Der gebürtige Breslauer, dem oft nachgesagt wurde, ihm sei das Rheinland fremd geblieben, wird seinen Ruhestand in Köln verleben. „Ich habe in meinem Leben nirgendwo solange gewohnt wie in Köln“, sagte der Erzbischof, der im Februar auf 25 Jahre in der Domstadt zurückschauen kann. „Und ich fühle mich hier wohl.“ Er gehe regelmäßig in der Innenstadt spazieren und suche das Gespräch mit den Bürgern. Zum neuen Lebensabschnitt sagte er: „Ich freue mich auf das ,du kannst’ im Ruhestand anstatt des ,du musst’ im Amt.“

Meisner wird in eine Privatwohnung gegenüber dem Dom ziehen. Dann wolle er in der Seelsorge aktiv sein, als Beichtvater arbeiten oder in der Urlaubszeit einen Pfarrer in dessen Gemeinde vertreten. Und er müsse lernen, mit dem Computer umzugehen. Ein Handy habe er, aber vom Computer gar keine Ahnung.

Die Nachfolge im mit knapp 2,1 Millionen Katholiken mitgliederstärksten deutschen Bistum ist völlig offen. Viele Namen wurden genannt, darunter der des Essener Bischofs Franz-Josef Overbeck (49) oder der des Kölner Weihbischofs Dominikus Schwaderlapp (46). Und sogar Georg Gänswein (57), Sekretär des emeritierten Papstes Benedikt XVI., soll im Gespräch gewesen sein. Meisner schweigt zu allem. „Ich nehme keine Stellung zu dem, was nach mir kommt.“

Äußern wollte er sich auch nicht zu der Kritik, die erst kürzlich von führenden Kölner Katholiken geäußert wurde: Sie fordern einen aufgeschlosseneren Nachfolger für den umstrittenen profilierten Konservativen, der in den vergangenen Jahren immer wieder mit Äußerungen aneckte — so zum Thema Ehe und Familie. Eine Priesterinitiative sprach sich für ein Mitspracherecht der Katholiken im Erzbistum bei der Wahl aus.

Klar ist: Das Verfahren zur Suche des Nachfolgers wird erst mit der Emeritierung Meisners beginnen. Die Mitglieder des Domkapitels wählen den neuen Erzbischof aus drei Kandidaten aus, die auf einer vom Papst übersandten Liste stehen. Datum auch hier: völlig offen.

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