Studie EKD-Studie: Stimmung zu Flüchtlingen (doch) nicht gekippt

Die evangelische Kirche legt die bisher umfassendste Befragung zum Thema Deutsche und Flüchtlinge vor. Die Menschen schwanken zwischen Skepsis und Zuversicht.

Eine Aufnahme aus München vom Herbst 2015: Damals waren viele Freiwillige im Einsatz, um den ankommenden Flüchtlingen zu helfen.

Eine Aufnahme aus München vom Herbst 2015: Damals waren viele Freiwillige im Einsatz, um den ankommenden Flüchtlingen zu helfen.

Foto: dpa

Hannover. Unter den Deutschen halten sich Zuversicht und Skepsis in der Flüchtlingsfrage die Waage. Und die Stimmung ist entgegen der Befürchtung, sie drohe zu kippen, stabil. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Sozialwissenschaftlichen Instituts (SI) der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Danach haben sich die Einstellungen in den vier Befragungswellen zwischen November 2015 und August 2016 kaum geändert. Rund 15 Prozent der Befragten zeigten sich sicher, dass Deutschland die Herausforderungen meistern werde. Etwa genauso groß war zu allen Zeitpunkten die Gruppe der grundsätzlich Skeptischen. Jeweils rund 20 Prozent antworteten mit „eher nicht“ und „eher ja“, die restlichen 30 Prozent mit „teils, teils“.

Die Studie „Skepsis und Zuversicht — Wie blickt Deutschland auf Flüchtlinge?“ ist die bisher umfassendste zum Thema. Sie zeigt regionale Unterschiede. So bewege sich die Stimmungslage im Westen leicht zum Positiven, im Osten überwiege die Skepsis.

Leicht gestiegen ist das Engagement für Flüchtlinge. Im November 2015 setzten sich 10,9 Prozent der Befragten für Flüchtlinge ein, im Mai 2016 war es ein Prozentpunkt mehr. Berücksichtigt man Geld- und Sachspenden nicht, bewegt sich der Unterschied sogar zwischen 7,3 und 8,7 Prozent. Die Ergebnisse zeigten, dass das beeindruckende Engagement der Bevölkerung im Herbst 2015 „kein Strohfeuer einer nur anfänglichen Willkommenskultur war“, heißt es in der Studie.

„Die eigenen Erfahrungen spielen eine unglaublich große Rolle“, sagt Autorin Petra-Angela Ahrens. Wo sie bestehen, überwiegen die positiven Eindrücke von Flüchtlingen die negativen um das Drei- bis Vierfache. Befördert werden die persönlichen Begegnungen laut der Studie besonders dort, wo die Flüchtlinge dezentral untergebracht sind.

Diese persönlichen Eindrücke beseitigen aber nicht einfach alle allgemeinen Befürchtungen. Am weitesten verbreitet ist die Sorge vor einem wachsenden Rechtsextremismus (über 80 Prozent), gefolgt von befürchteter Konkurrenz auf dem Wohnungsmarkt. Bei der Frage, welche Relevanz die Sorgen für die Stimmungslage im Land haben, rückt der Rechtsextremismus aber weit nach hinten. Stattdessen steht hier die Gefährdung der staatlichen Handlungsmacht im Vordergrund.

Auch die Angst vor islamistischen Terroranschlägen ist nach den Ergebnissen der Studie für die Stimmung in der Flüchtlingsfrage weniger entscheidend als die Sorge vor der Gefährdung der gesellschaftlichen Ordnungsstrukturen oder die gesammelten Erfahrungen in der Begegnung mit Flüchtlingen. Und dieser direkte Kontakt wird häufiger.

Ein Fazit, das die Autorin Ahrens aus der Studie zieht: „Die Einstellungen der Befragten sind offenbar stabiler als die medialen Ausschläge der Flüchtlingsdebatte.“

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