Die umstrittene Reise der Guttenbergs

Das Echo auf den Truppenbesuch des Ehepaares in Afghanistan ist überwiegend kritisch.

Berlin. Die Medienresonanz auf die gemeinsame Reise der Guttenbergs nach Afghanistan war am Dienstag erwartungsgemäß gespalten. Der Boulevard jubelte: Eine „öffentliche Liebeserklärung an unsere Soldaten“, sah beispielsweise „Bild“-Kolumnist Franz Josef Wagner in dem Trip.

Das sonstige Medienecho war dagegen überwiegend kritisch. „Ego-Feldzug“, „Selbstinszenierung“, „Truppenbild mit Dame“, „mit Stahlhelm und Handtasche in den Afghanistan-Einsatz“.

Neben der Begleitung durch seine Frau wurde dem Verteidigungsminister auch übelgenommen, dass er den Moderator Johannes B. Kerner im Regierungsflieger mitnahm und in einem Flugzeug-Hangar in Masar-i-Scharif eine Talkshow mit ihm aufzeichnete. Karl-Theodor zu Guttenberg müsse „darauf achten, nicht eines Tages für Gottschalk gehalten zu werden“, kommentierte die „FAZ“.

Die Guttenbergs hatten mit dem kritischen Medienecho gerechnet und sahen auch im Rückblick keinerlei Anlass, irgendetwas zu bereuen. „Ich werde meine Frau selbstverständlich wieder zu den Soldaten mitnehmen, wenn wir das für richtig halten, so wie es gestern richtig war“, sagte der Verteidigungsminister.

SPD-Chef Sigmar Gabriel hatte sich an die Spitze der Kritiker gesetzt und die Visite als „unangemessen“ gebrandmarkt. Er ätzte: „Ich finde, Frau Katzenberger fehlt noch.“ Die 24-Jährige ist einer der Top-Stars des deutschen Reality-TV.

Dass es im Zusammenhang mit Afghanistan noch wichtigere Fragen gibt, als die Angemessenheit eines Truppenbesuchs einer Minister-Gattin, machte der Auftritt Gabriels am Dienstag im Willy-Brandt-Haus deutlich. Gabriel und SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier legten ihre Positionen zum Abzug der Bundeswehr vor. Danach soll der Rückzug der Bundeswehr bereits Mitte 2011 beginnen und bis spätestens 2015 abgeschlossen werden.

Außenminister Guido Westerwelle will dagegen erst 2012 mit dem Truppenabzug beginnen, 2014 den Kampfeinsatz beenden und das endgültige Abzugsdatum ganz offen halten.

Die SPD muss sich bis Ende Januar entscheiden, ob sie die Afghanistan-Politik der Bundesregierung weiter mittragen will. Dann entscheidet der Bundestag über die Verlängerung des Mandats für den Bundeswehr-Einsatz.

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