Euphorie und viel Erleichterung Die Saarland-Wahl lässt die Union jubeln — FDP und AfD haben sich mehr erhofft

Berlin. Das nennt man einen Jubel der Erleichterung. Als um 18 Uhr im Berliner Konrad-Adenauer-Haus der CDU die Prognose über die Bildschirme flimmert, kennt der Beifall keine Grenzen.

Anhänger der CDU haben nach der Wahl allen Grund zum Jubeln.

Anhänger der CDU haben nach der Wahl allen Grund zum Jubeln.

Foto: dpa

Gut eine halbe Stunde später muss Generalsekretär Peter Tauber seine Wahlanalyse sogar in den Applaus der Mitglieder hinein sprechen. Die Union ist an diesem Wahlabend so euphorisiert wie schon lange nicht mehr.

Schulz-Effekt zugunsten der SPD? Verdruss über Angela Merkel und ihre Politik? „Von wegen“, so ein CDU-Mann grinsend auf der kleinen und überschaubaren Wahlparty, passend zum Saarland. Noch nicht einmal alle Räume im Erdgeschoss der Parteizentrale sind geöffnet worden, es gibt Schwenkbraten und Schmorzwiebeln in Mini-Semmeln. Kleine Brötchen - eigentlich war man bei der Union davon ausgegangen, die nach der Landtagswahl backen zu müssen. Denn man hat sogar den Verlust der Macht befürchtet. Jetzt sind es rund 40 Prozent für die CDU geworden. Annegret Kramp-Karrenbauer kann dank ihres Amtsbonus Ministerpräsidentin bleiben.

Oben im Präsidiumszimmer in der fünften Etage ist die Stimmung deshalb prächtig. Der Generalsekretär, Kanzleramtschef Peter Altmaier, selbst Saarländer, und Schleswig-Holsteins CDU-Spitzenkandidat Daniel Günther sind da. CDU-Vize Julia Klöckner stößt ebenfalls hinzu. Und weil man in Feierlaune ist, will Tauber vor der Presse dann auch partout keine Fragen beantworten, die vielleicht ein wenig die Stimmung trüben könnten. Zum Beispiel, ob das Wahlergebnis an der Saar nicht ein Argument gegen jene in der Union sei, die von Angela Merkel forderten, endlich in den Bundestagwahlkampf einzusteigen? Oder inwieweit es wichtig gewesen sei, dass die CSU diesmal auf Störfeuer verzichtet habe, anders als vor gut einem Jahr, als die Union die Wahlen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg verlor. Tauber weicht lieber aus: „Heute ist ein guter Tag für das Saarland und ein schöner Tag für die CDU“, sagt er stattdessen. „Dieses Wahlergebnis ist eine klare Absage an Rot-Rot-Grün.“

Unions-Parlamentsgeschäftsführer Michael Grosse-Brömer erklärt zumindest, dass Merkels „unaufgeregtes Regieren“ nach wie vor Menschen beeindrucke. Auch das klingt nach Erleichterung. Am Montag wird die Kanzlerin zusammen mit Kramp-Karrenbauer in Berlin vor die Presse treten. Dann dürfte Merkel auch gefragt werden, ob die Saarländerin nach ihrem grandiosen Sieg nun eine potentielle Nachfolgerin ist.

Während die Union feiert, schaut man anderswo in betrübte Gesichter. Zum Beispiel bei der FDP. „Wir sind enttäuscht, weil wir auf ein kleines, politisches Wunder gehofft haben“, räumt Parteichef Christian Lindner auf der Wahlparty der Liberalen ein. Das hat es nicht gegeben, die FDP scheitert deutlich an der Fünf-Prozent-Hürde. Das Saarland sei halt immer ein „schwieriges Pflaster“ für seine Partei gewesen, erklärt Lindner. Mehr erwartet hatte ebenso die AfD, die freilich in den Landtag eingezogen ist. Alexander Gauland erklärt: Man sei „als populistische Partei“ einer besonderen Konkurrenz ausgesetzt gewesen — nämlich der des Linken Oskar Lafontaine. „Unsere Stärke ist, dass wir die anderen vor uns hertreiben“, betont er mit Blick auf den Bundestagswahlkampf. Allerdings sinken auch im Bund die Umfragewerte für die AfD.

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