Tauber — ein Problembär? Der CDU-Generalsekretär sorgt ausgerechnet im Wahlkampf mit einem Tweet für Empörung

Parteifreunde schüttelten am Dienstag nur mit dem Kopf. Der flinke Peter Tauber, der gerne joggt und gerne rasch twittert, hat jetzt mit einem Tweet zu Minijobbern kräftig daneben gelangt. Wird der CDU-Generalsekretär ausgerechnet im Wahlkampf zum Problembär für die Union?

 CDU-Generalsekretär Peter Tauber löste mit seinem Tweet einen Shitstorm aus.

CDU-Generalsekretär Peter Tauber löste mit seinem Tweet einen Shitstorm aus.

Foto: Michael Kappeler

Berlin. Einträchtig hatten am Montag die CDU-Vorsitzende Angela Merkel und CSU-Chef Horst Seehofer das Wahlprogramm der Schwester-Parteien präsentiert, in dem bis 2025 Vollbeschäftigung versprochen wird. Daraufhin wurde Tauber via Twitter von einem Nutzer gefragt: „Heißt das jetzt 3 Minijobs für mich?“ Die Antwort des Generals: „Wenn Sie was ordentliches gelernt haben, dann brauchen Sie keine drei Minijobs.“ Eine deftige, ziemlich arrogante Watsche. Da werden Erinnerungen an den früheren SPD-Chef Kurt Beck wach, der 2006 einem Arbeitslosen riet, er solle sich gefälligst waschen und rasieren, dann „haben Sie in drei Wochen einen Job“. Das Scharmützel fand damals freilich von Angesicht zu Angesicht statt.

Ein Aufschrei der Empörung folgte im Netz gegen den CDU-General: „Egal, wie taub Du auf dem Ohr für Anstand und Respekt bist: Peter ist Tauber“, spottete einer. Manche versuchten es aber auch mit sachlicher Kritik: „Was Ordentliches schützt nicht vor Minijobs“, kommentierte ein User. Am Mittag trat Tauber dann in einer Erklärung kleinlaut den Rückzug an. Wer drei Minijobs benötige, „der hat es nicht leicht. Und ich wollte niemandem zu nahe treten, der in so einer Situation ist.“ Es tue ihm leid, dass er „so blöd formuliert und damit manche verletzt habe.“

Doch zu spät. Denn auch der politische Gegner nutzte den Fehltritt zum Angriff, schließlich ist Wahlkampf: „Die pöbelnde Arroganz von Peter Tauber zeigt: der CDU fehlt der Respekt vor Geringverdienern“, schimpfte SPD-Generalsekretär Hubertus Heil. Grünen-Chef Cem Özdemir schrieb bei Twitter: „Traurig, wenn eine „christliche“ Volkspartei den Bezug zur Lebenswelt der BürgerInnen verliert.“ In Taubers Aussage stecke „viel Ferne und Verachtung“, kommentierte der Linken-Fraktionsvize Jan Korte. Aus der Union wollte am Dienstag irgendwie niemand dem Generalsekretär beispringen.

Unumstritten ist der Mann aus Hessen in der CDU nicht. Kritiker bemängeln, er habe die Partei zu einseitig auf die Kanzlerin ausgerichtet und sei mitverantwortlich für den Verlust des Konservativen. Auch ist Taubers Tweet nicht sein erster Fehltritt. Ende November 2015 soll der 42-Jährige in einer parteiinternen Diskussion die Kanzlerin mit den Worten verteidigt haben, wer nicht für sie sei, „sei ein Arschloch“. Tauber konnte sich an diese Worte nicht erinnern, entschuldigt sich aber trotzdem. Letztes Jahr bemühte er dann im Streit mit einem Dauer-Pöbler auf Facebook dieselbe Wortwahl: „Sie sind ein Arschloch.“ Obendrein musste er sich gegen „Mobbing“-Vorwürfe aus seinem Kreisverband erwehren. Viel Spott im Netz ernteten Tauber und die CDU kürzlich wegen eines rätselhaften Hashtags: #fedidwgugl. Dahinter verbargen sich die Anfangsbuchstaben des Wahlprogramm-Titels: „Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben.“

Inzwischen wurde Tauber im Konrad-Adenauer-Haus bereits ein stückweit entmachtet. Denn Merkel beauftragte Kanzleramtschef Peter Altmaier federführend mit der Erstellung des Regierungsprogramms - und nicht ihren Generalsekretär. In der Union ist derzeit ohnehin die Auffassung weit verbreitet, dass man sich im Wahlkampf nur noch selbst ein Bein stellen kann. Tauber könnte so ein Risiko sein.

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