Warum der Mensch das Klima beeinflusst

Ein Großteil des weltweiten Temperaturanstiegs geht auf den Ausstoß von CO2 zurück. Deutschland hat ehrgeizige Ziele.

Warum der Mensch das Klima beeinflusst
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Düsseldorf. Wer sich Äußerungen der früheren britischen Premierministerin Margaret Thatcher in Erinnerung ruft, dem wird vermutlich nicht als Erstes ihr Statement auf der zweiten Weltklimakonferenz vom 29. Oktober bis zum 7. November 1990 in Genf in den Sinn kommen. Die politische Hardlinerin und studierte Chemikerin sagte damals in einer viel beachteten Rede: Je später man gegen den Klimawandel aktiv werde, desto teurer werde es. Fünf Jahre danach ist Berlin Gastgeber des ersten UN-Klimagipfels. Die Konferenz unter Leitung einer 40-jährigen Umweltministerin namens Angela Merkel stellt 1995 fest, dass die bisherigen Anstrengungen der Staaten zur Senkung des Treibhausgasausstoßes nicht genügen.

Als einer der Wegbereiter der nationalen und internationalen Klimaforschung nach dem Zweiten Weltkrieg gilt der deutsche Meteorologe und Klimatologe Hermann Flohn. Er schrieb 1941 in einer Fachzeitschrift über „Die Tätigkeit des Menschen als Klimafaktor“. Damit war die Spur gelegt, neben dem natürlichen Treibhauseffekt auch den menschlichen Einfluss auf das Klima und die Erderwärmung zu untersuchen.

Wie groß dieser menschliche Einfluss ist, darüber wird bis heute gestritten. Der Weltklimarat IPCC, 2007 zusammen mit Al Gore für seinen Einsatz gegen eine drohende Klimakatastrophe mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, geht in seinem fünften Sachstandsbericht aus dem Jahr 2013 davon aus, dass die Menschen mehr als 50 Prozent der zwischen 1951 und 2010 beobachteten Erderwärmung verursacht haben. Verantwortlich dafür ist die fortdauernde Anreicherung der Erdatmosphäre mit Treibhausgasen, vor allem bedingt durch die menschliche Nutzung fossiler Brennstoffe und massive Abholzungen. Zu den Treibhausgasen zählen Kohlendioxid (CO2), aber auch das in der Viehwirtschaft entstehende Methan.

Trotzdem werden fossile Energien auch in Deutschland weiter subventioniert. Die Bundesregierung spricht von 9,5 Milliarden Euro pro Jahr. Eine im Auftrag von Greenpeace erstellte Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) kommt dagegen auf die Summe von jährlich 46 Milliarden Euro — inklusive Diesel-Subventionierung, Steuerbefreiung für Flugbenzin, Entfernungspauschale und Mehrwertsteuerbefreiung für internationale Flüge.

Ein Problem der weltweiten Klimadiskussion ist, dass der menschengemachte Anteil der Erderwärmung zwar weit überproportional von den reichen Industrieländern und aufstrebenden Wirtschaftsnationen wie China verursacht wird. Die dramatischen Folgen wie Ernteausfälle durch Dürre oder Überschwemmungen treffen aber vor allem die ärmsten Länder. So sehr der Klimaschutz auch mittlerweile im Bewusstsein eines Großteils der Deutschen verankert ist, so schwer fällt doch die Bereitschaft zu Veränderungen in Richtung einer weniger klimaschädlichen Lebensweise.

Nach Angaben des Bundesumweltministeriums hat Deutschland seit Beginn der Industrialisierung fast fünf Prozent zur globalen Erderwärmung beigetragen, obwohl die deutsche Bevölkerung nur ein Prozent der Weltbevölkerung ausmacht. Die deutschen Pro-Kopf-Emissionen beim CO2 liegen mit 9,6 Tonnen pro Jahr fast doppelt so hoch wie der internationale Durchschnitt (4,9 Tonnen). Den größten Anteil an den deutschen Emissionen hat die Energiewirtschaft mit 38,5 Prozent. Die Industrie ist für 20 Prozent verantwortlich, der Verkehr für 18 Prozent. Auf private Haushalte entfallen zehn Prozent.

Im Pariser Klimavertrag von 2015 haben sich alle Vertragsstaaten darauf verpflichtet, die globale Erderwärmung deutlich unter zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu halten und möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen. Für die EU bedeutet das, die Emissionen bis 2030 um mindestens 40 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren, bis 2050 sogar um 80 bis 95 Prozent. Deutschland will seine Treibhausemissionen in allen relevanten Sektoren bis 2030 schon um 55 Prozent gesenkt haben. Laut Umweltministerium war bis 2015 aber erst eine Reduktion von 27,9 Prozent gegenüber 1990 geschafft. Das Tempo muss sich also erhöhen, um die mittelfristigen Klimaziele noch zu erreichen. Weltweit sind schon zwei Drittel der Emissionen erfolgt, die maximal möglich sind, um das Zwei-Grad-Ziel realisieren zu können.

Als sich Hermann Flohn 1941 erstmals mit dem Klimafaktor Mensch befasste, war die Dimension des Themas noch nicht absehbar: „Damit wird aber die Tätigkeit des Menschen zur Ursache einer erdumspannenden Klimaänderung, deren zukünftige Bedeutung niemand ahnen kann.“ Aber Flohn verfolgte und prägte die Diskussion noch über Jahrzehnte. Er starb 1997 — ein halbes Jahr vor Verabschiedung des Kyoto-Protokolls.

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