Bildungspanel soll deutsche Ungleichgewichte erklären

Berlin (dpa) - Nach dem Pisa-Test gilt der Aufbau eines Nationalen Bildungspanels als bedeutsamstes Projekt der Bildungsforschung. Gesammelt werden die Daten von 100 000 Bürgern - von der Geburt an über Kindergarten, Schule, Lehre, Studium und Beruf bis hin zur Weiterbildung.

Der Wissenschaftsrat empfiehlt deshalb Bund und Ländern, das Nationale Bildungspanel (NEPS) künftig in die gemeinsame Förderung aufzunehmen. Bei der NEPS-Datensammlung handele es sich um eine weltweit einzigartige Längsschnittstudie zur Bildungs- und Kompetenzentwicklung zum Nutzen für die gesamte Forschung, sagte der Wissenschaftsrats-Vorsitzende Wolfgang Marquardt.

Das 2009 gestartete Bildungspanel mit Hauptsitz an der Universität Bamberg sammelt von rund 100 000 Bürgern Daten über deren Bildungsverlauf. Bildungsforscher erwarten durch die Daten auch Aufschluss, warum der Bildungserfolg in Deutschland so extrem wie in keiner anderen vergleichbaren Industrienation von der sozialen Herkunft abhängig ist.

Der Bund hat den Start von NEPS bislang mit 85 Millionen Euro unterstützt. Als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft würde das Projekt dauerhaft je zur Hälfte von Bund und Ländern gefördert werden. Zur Zeit sind neben 14 Professuren in Bamberg 19 externe Forschungspartner aus ganz Deutschland Mitglied im NEPS-Konsortium.

Marquardt plädierte zudem für Verbesserungen und mehr Unabhängigkeit in der Hochschulforschung. Auf Nachfrage sagte er, es sei sinnvoll, einmal die gesamte Bildungsforschung in Deutschland in den Blick zu nehmen.

Allein der Bund gibt derzeit jährlich rund 180 Millionen Euro für Bildungsforschung aus - soviel wie noch nie. Dabei handelt es sich in der Regel um Auftragsforschung, bei der Bund und Länder Einfluss auf Fragenstellung und Art der Veröffentlichung nehmen, wie etwa beim Nationalen Bildungsbericht. Das unabhängige Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin ändert zur Zeit sein Forschungsspektrum und will in Psychologie und Altersforschung neue Schwerpunkte setzen.

Aktuell größtes Projekt des Wissenschaftsrates ist die Erarbeitung von „Perspektiven des deutschen Wissenschaftssystem“. Dabei geht es um die Frage, wie die Finanzierung vor dem Hintergrund der Sparpolitik in Bund und Ländern dauerhaft gesichert werden kann. Nach einer ersten Lesung des Papiers auf der Frühjahrstagung des Wissenschaftsrates in der vergangenen Woche in Würzburg wird eine Verabschiedung jetzt im Juli erwartet.

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