Bericht entlastet „Gorch Fock“-Kommandanten

München/Berlin (dpa) - Der abgesetzte „Gorch Fock“-Kapitän Norbert Schatz wird laut „Focus“ im Untersuchungsbericht der Marine entlastet. Ein „disziplinarrechtlich relevantes Fehlverhalten“ des Kapitäns sei „nicht zu erkennen“, schreibt das Magazin.

In Marinekreisen werde erwartet, dass Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) den von ihm suspendierten Kapitän rehabilitiert. Der Chef der Untersuchungskommission habe Marineinspekteur Axel Schimpf am Mittwoch über den Inhalt des bislang unveröffentlichten Berichts vorab unterrichtet.

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte am Samstag, der Bericht sei noch nicht fertig. Das Ministerium äußere sich aber nicht zu internen Berichten. Auch die Marine wollte zunächst keine Stellung nehmen. Vor der offiziellen Veröffentlichung des Berichts sei nicht mit einer Stellungnahme zu rechnen, sagte ein Marinesprecher. Ursprünglich sollte der Bericht bis Ende Februar fertig sein.

Die Marine prüft den Vorwurf chaotischer Zustände. Nach dem Tod einer 25 Jahre alten Kadettin auf der „Gorch Fock“ im November hatten Offiziersanwärter das Verhalten der Vorgesetzten massiv kritisiert. Sie warfen der Stammbesatzung Schikanen bis hin zu sexueller Nötigung und fragwürdigen Ritualen vor. Die Ausbildung wurde danach abgebrochen. Schatz ist seit 2006 Kommandant der „Gorch Fock“. Im November 2010 war die Kadettin am zweiten Bordtag bei einer Übung in Brasilien aus der Takelage in den Tod gestürzt. Wegen anschließender Kritik soll die Schiffsführung den Offiziersanwärtern Meuterei vorgeworfen haben.

Guttenberg entband Schatz im Januar vorläufig von seinen Pflichten. Zuvor hatte er gesagt, man müsse erst aufklären und dann Konsequenzen ziehen. Für seine rasche Entscheidung gegen den Kapitän zog der Minister viel Kritik auf sich. Der Grünen-Sicherheitspolitiker Omid Nouripour sagte der dpa am Samstag: „Wir haben es hier mit einem Korrekturminister zu tun - rund um die Uhr.“

Die Stammcrew hatte im Januar In einem offenen Brief ihr Unverständnis geäußert, „einen Kommandanten, der allseits beliebt ist, gut zu seiner Besatzung war und viele Entbehrungen auf sich und seine Familie genommen hat (...), so abzuservieren“. Sie verwahrte sich auch gegen Äußerungen, die Ausbilder seien Menschenschinder.

Eine Untersuchungskommission unter Leitung des Marineamt-Chefs in Rostock, Konteradmiral Horst Dieter Kolletschke, untersuchte an Bord des Dreimasters die Vorgänge. Außerdem befassen sich die Staatsanwaltschaft des Heimathafens Kiel und die Havariekommission der Marine unter Leitung des jetzt auf der „Gorch Fock“ eingesprungenen Kapitäns Michael Brühn mit dem Todesfall. Der Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus (FDP) gab eine weitere Untersuchung in Auftrag.

Guttenberg hatte nach der Kritik der Stammbesatzung angekündigt, er wolle sie an Bord besuchen. Die „Gorch Fock“ ist derzeit auf dem Rückweg von Südamerika nach Deutschland. In Kiel wird sie frühestens Ende April erwartet. Eine Kommission auch unter Mitwirkung des Bundestags soll beurteilen, inwieweit die „Gorch Fock“ als Ausbildungsschiff Deutschlands auf den Weltmeeren Zukunft hat.

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