Armutsrisiko Leiharbeit: Volle Leistung, halber Lohn

Jeder achte ist trotz Vollzeitstelle auf Hartz IV angewiesen. Die Reform des Arbeitslosengeldes II kommt nicht voran.

Berlin/Düsseldorf. Jeder achte Leiharbeiter in Deutschland verdient so wenig, dass er zusätzlich Hartz IV beziehen muss. Das ergab eine Untersuchungdes Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), die nun bekannt wurde.

Demnach verdienen Leiharbeiter im Schnitt halb so viel wie Festangestellte. Das Einkommen im Vollzeitjob lag 2009 im Westen bei im Schnitt 1456 Euro, im Osten bei 1225 Euro. Das Verarmungsrisiko sei vier bis fünf Mal größer als in der Gesamtwirtschaft, so der DGB weiter.

Die Leiharbeit ist auch Thema der Verhandlungen über die Hartz-IV-Reform, die in der Nacht zu Montag nach zehnstündigen Gesprächen erneut ergebnislos vertagt wurden. Die SPD will der Reform nur zustimmen, wenn Leiharbeiter nach vier Wochen die gleichen Stundenlöhne erhalten wie Angestellte. Die Union kann sich je nach Qualifikation ein bis vier Monate vorstellen. Die FDP beharrt auf neun Monaten.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) machte die Hartz-Verhandlungen zur Chefsache. Sie will sich am Dienstag vor Beginn der nächsten offiziellen Gesprächsrunde mit den Partei- und Fraktionsvorsitzenden der Koalition treffen.

Bislang entlohnen nur wenige Unternehmen ihre Leiharbeiter freiwillig wie Festangestellte. Winfried Zander, Betriebsratschef der Henkel AG in Düsseldorf, ist deshalb für eine gesetzliche Regelung, aber gegen die FDP-Frist: „Am Ende werden die Arbeiter nach neun Monaten einfach ausgetauscht.“

Thorsten Westhoff aus Wuppertal betreibt die nach eigenen Angaben einzige Personaldienstleistungsfirma in Deutschland, die einen eigenen Mindestlohn von 8,50 Euro die Stunde bezahlt. Seitdem sei die Zahl der Bewerber um 35 Prozent gestiegen. „Die schwarzen Schafe zahlen für Ungelernte weniger als fünf Euro“, sagt er.´

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