Annette Schavan hat Merkels Rückendeckung

Die Ministerin steht wegen des Plagiatsvorwurfs unter Druck. Doch die Kanzlerin braucht sie.

Berlin. Zwei Worte sagen alles über die Strategie der Vertrauten Angela Merkel und Annette Schavan. „Nein“, antwortet Regierungssprecher Steffen Seibert auf die Frage, ob die Kanzlerin Schavans Handlungsfähigkeit wegen der Einleitung eines Verfahrens zur Aberkennung ihres Doktortitel beeinträchtigt sehe.

„Ja“, sagt Schavans Sprecher Robin Mishra auf die Frage, ob seine Chefin im Falle eines Unionssieges auch über die Bundestagswahl hinaus Bildungsministerin bleiben möchte.

Merkel und Schavan halten zusammen. Das heißt nicht, dass Schavan die Affäre politisch übersteht, sollte ihr der Titel aberkannt werden. Es dürfte viel davon abhängen, wie stark die Kritik aus der Wissenschaft, Rücktrittsforderungen der Opposition, der Unmut in der CDU und Rachegelüste in der CSU sein werden.

Erstens kann Merkel so etwas im Wahljahr nicht gebrauchen, zweitens stellt sich die Frage, ob Schavan den Druck aushalten kann. Das Land hat außerdem schon erlebt, dass Merkel Weggefährten abservieren kann.

Doch Merkels Beziehung zu Schavan ist nicht zu vergleichen mit dem Verhältnis zum einstigen CSU-Superstar und Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg, der vor zwei Jahren wegen der Aberkennung seines Doktortitels zurücktrat.

Schavan (57) stützt Merkel (58) loyal im Hintergrund. Dass die Kanzlerin über Seibert ihr „volles Vertrauen“ in Schavan versichern lässt, ist keine Floskel. Als Merkel 1998 CDU-Generalsekretärin wurde, war Schavan gerade Parteivize geworden. 14 Jahre übte sie dieses Amt aus und machte den Platz vor zwei Monaten beim CDU-Parteitag frei. Da lief die Debatte über die Plagiatsvorwürfe gegen ihre 1980 verfasste Doktorarbeit schon. Für Schavan rückte die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner (40) auf.

Über Nachfolger für Schavan will in der CDU keiner sprechen. Niedersachsens Wahlverlierer David McAllister haben alle auf der Liste — er ist wie Klöckner trotz seiner Niederlage ein Hoffnungsträger der CDU.

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