200 Sarrazin-Gegner protestieren gegen Auftritt

Mainz (dpa) - Rund 200 Menschen haben in Mainz gegen einen Fastnachtsauftritt von Thilo Sarrazin demonstriert. Der wegen seiner Ausländer-Kritik umstrittene Ex-Bundesbankvorstand hielt eine Laudatio bei der Verleihung einer Fastnachtsauszeichnung an den Musikkabarettisten Lars Reichow.

Darin bezeichnete sich Sarrazin als „Beelzebub aus Berlin“ und betonte, Zynismus sei für Politiker überlebensnotwendig. Sarrazin selbst hatte den Preis „Ranzengardist“ im Jahr 2009 erhalten. Mit seinen provokanten Thesen zur Integration in Deutschland sorgte Buchautor Sarrazin 2010 für großen Wirbel.

In seiner Laudatio sagte Sarrazin, dass der Zynismus die „böse Stiefschwester“ von Humor und Ironie sei. „Wer länger in der Politik war, der weiß: Ein bisschen muss man zum Zyniker werden, sonst verliert man den Verstand“, meinte der frühere Berliner SPD-Finanzsenator weiter, der in den 1990er Jahren in Mainz Finanz- Staatssekretär war.

Nach Angaben von Polizei und Veranstalter beteiligten sich rund 200 Sarrazin-Gegner an der Demonstration. Mit Transparenten und Fastnachtshüten liefen sie vom Mainzer Hauptbahnhof zu einer Kundgebung vor dem Kurfürstlichen Schloss, in dem die Auszeichnung der Ranzengarde an den Musikkabarettisten Reichow verliehen wurde.

Zu der „Demonstration gegen Rassismus“ hatten unter anderem der Kreisverband der Grünen und die rheinland-pfälzische DGB-Jugend in Mainz aufgerufen. Die Fastnachtsauszeichnung „Ranzengardist“ wird seit 2005 alle zwei Jahre verliehen, laut Mainzer Ranzengarde an „eine Person des öffentlichen Lebens“. Preisträger waren vor Thilo Sarrazin ZDF-Intendant Markus Schächter und der Mainzer Bischof Karl Kardinal Lehmann.

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