Hohe Strafe: Gaskunden abkassiert

Kommission: Brüssel hat gegen Eon und Gaz de France 1,1 Milliarden Euro Bußgeld wegen illegaler Absprachen verhängt.

Brüssel. Wegen illegaler Gebietsabsprachen auf Kosten der Gasverbraucher in Deutschland und Frankreich müssen die Energiekonzerne Eon und Gaz de France (GdF) eine Kartellstrafe in Höhe von insgesamt 1,1 Milliarden Euro zahlen. Zum ersten Mal überhaupt verhängte die EU-Kommission gestern eine Geldbuße wegen Behinderung des freien Wettbewerbs im Energiesektor. Eon und GdF kündigten an, Rechtsmittel dagegen einzulegen.

"Die Aufteilung von Märkten zählt zu den schwerstwiegenden Kartellverstößen", sagte EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes. Die beiden Marktführer in ihren Ländern - die Essener Eon Ruhrgas und die Pariser Gaz de France - hätten mehr als 30 Jahre lang wegen der Marktaufteilung den Konsumenten überhöhte Preise abverlangt.

Kroes, die Eon bereits auf dem Stromsektor im Visier hatte und in einem Deal zum Verkauf des überregionalen Stromnetzes und einiger Kraftwerke gezwungen hatte, sprach von einer "Ausbeutung der Verbraucher". Nach Angaben der Kommission könnten betroffene Verbraucher oder Unternehmen wegen überhöhter Gasrechnungen jetzt vor Gericht ziehen und beide Konzerne auf Schadenersatz verklagen.

Die beiden Konzerne, die jeweils 553 Millionen Euro Buße unabhängig vom langen Rechtsstreit sofort zahlen müssen, wiesen die Vorwürfe zurück. Ruhrgas-Chef Bernhard Reutersberg sagte: "Die Kommission konstruiert Marktabsprachen, die zwischen den Unternehmen nie stattgefunden haben."

Die Vereinbarungen seien 1975 mit dem Aufbau der Megal-Pipeline geschlossen worden, um die Investitionen abzusichern, gab er zu. Sie seien aber nie praktiziert worden und 2004 von den Unternehmen formell aufgehoben worden, nachdem das italienische Unternehmen Eni wegen einer entsprechenden Regelung von der Kommission abgemahnt worden sei.

Mit der Liberalisierung des EU-Energiemarktes 2000 hätte die Vereinbarung sofort gekippt werden müssen, hieß es in Brüssel. Bei ihren Razzien 2006 soll die Kommission auch weitere Belege für Absprachen gefunden haben. ifa

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