Hamas zielt auf Großstädte

Tel Aviv und Jerusalem unter Raketenbeschuss. Israel zieht Truppen zusammen.

Tel Aviv/Gaza. Der Nahe Osten steuert auf einen neuen Krieg zu. Nach weiteren palästinensischen Raketenangriffen auf Tel Aviv schlug Freitag erstmals eine Rakete bei Jerusalem ein. Das sei außerhalb der Stadt geschehen, meldeten die Streitkräfte. Opfer gab es nicht. In beiden Städten heulten die Luftalarm-Sirenen.

Eine israelische Bodenoffensive wurde immer wahrscheinlicher. Die Straßen rund um den Gazastreifen wurden gesperrt, was als Hinweis auf einen eventuell bevorstehenden Einmarsch gewertet wurde.

Israel rief wegen des Konflikts 16 000 Reservisten zu den Waffen, bis zu 75 000 könnten es werden. Auch Panzer und anderes schweres Gerät waren auf dem Weg zu dem dicht besiedelten Palästinensergebiet am Mittelmeer. Die im Gazastreifen herrschende radikal-islamische Hamas und die militante Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad hatten sich zuvor zu den zwei Raketenangriffen auf Tel Aviv bekannt.

Auch Freitag schlugen wieder Dutzende Raketen in Israel ein. Mindestens eine Rakete explodierte im Großraum Tel Aviv. Verletzt wurde niemand, aber für Israel stelle dies eine „dramatische Eskalation“ dar, hieß es.

Hessens Innenminister Boris Rhein (CDU) erlebte in einem Hotel in Tel Aviv einen Angriff hautnah mit. „Es war schon dramatisch, auch für uns“, sagte er.

Israel gelang es mit dreitägigen heftigen Luftangriffen nicht, die Hamas in die Knie zu zwingen. Eine von Israel verkündete Feuerpause während des Besuchs des ägyptischen Ministerpräsidenten Hischam Kandil im Gazastreifen wurde von beiden Seiten missachtet. Kandil konnte gerade noch verkünden, dass sich sein Land um eine Waffenruhe bemühe, bevor er den gefährlichen Ort vorzeitig wieder verließ.

Das neue Ägypten stellte sich demonstrativ hinter die Hamas. Ägypten stehe unverbrüchlich an der Seite der Palästinenser, sagte Kandil in Gaza-Stadt. Die Opfer der israelischen Angriffe bezeichnete er als „Märtyrer“.

Großbritannien warnte Israel vor den enormen Risiken einer Invasion. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Guido Westerwelle machten die Hamas für die Eskalation der Gewalt verantwortlich. Red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort