Gloria von Thurn und Taxis: Schnacksel-Fürstin wettert gegen sexuelle Vielfalt

Mariä Himmelfahrt: Gloria von Thurn und Taxis empfiehlt in einer Zeitung des Bistums Regensburg zum Feiertag am Dienstag Mariengebete gegen sexuelle Vielfalt und Gender-Wissenschaft.

Gloria von Thurn und Taxis: Schnacksel-Fürstin wettert gegen sexuelle Vielfalt
Foto: dpa

Regensburg. Gloria von Thurn und Taxis, Erbin eines fürstlichen bayerischen Familien-Unternehmens und Talkshow-Prominente, hat wieder zugeschlagen: In der jüngsten Ausgabe der offiziellen Zeitung des Bistums Regensburg, der „Katholischen Sonntagszeitung“, wetterte die 57-Jährige zum heutigen Feiertag „Mariä Himmelfahrt“ gegen die Förderung der Geschlechtergleichstellung, das sogenannte „Gender-Mainstreaming“.

Unter der Überschrift „Maria, die Mittlerin der Gnaden“ schrieb Thurn und Taxis: „In der Sklaverei wollte uns der Teufel immer schon haben. Nun hat er einen Teil der Wissenschaft hinter sich gebracht, der uns einreden will, wir seien nur die Summe unserer Veranlagungen.“ Daher sei es heute „wichtiger denn je, die Gottesmutter im Gebet anzurufen“.

In keinem anderen katholischen Bistum Deutschlands wird „Mariä Himmelfahrt“ am 15. August (gesetzlicher Feiertag im Saarland und Bayern) so intensiv gefeiert wie in Regensburg. In dem Flächenbistum mit mehr als 700 Seelsorgestellen weisen mehr als die Hälfte Maria als Patronin unter verschiedenen Bezeichnungen auf, 146 Kirchen im Bistum feiern am heutigen 15. August „Mariä Himmelfahrt“ als ihre direkte Namens-Patronatfeiern. Seit 1950 ist die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel katholisches Dogma.

Gloria von Thurn und Taxis, die sich entgegen deutschem Namensrecht mit dem Titel „Fürstin“ schmückt und sich in eigenen Publikationen als „Ihre Durchlaucht“ bezeichnen lässt, empfiehlt die Hinwendung zur Gottesmutter, denn dies „schärft unseren Verstand, zu erkennen, wo der Widersacher lauert“.

Ausgemacht hat die konservative Katholikin, auf deren Initiative 2006 in Regensburg eine „Marianische Frauen-Congregation“ wieder ins Leben gerufen wurde, den Teufel und sein Wirken in „offiziell 60 verschiedenen Geschlechteridentitäten, von Transgender bis Pangender und intersexuell“. Schon in der Vorschule, so ihre Behauptung, werde Kindern spielerisch beigebracht, „wie sich sexuelle Vielfalt angeblich positiv auswirkt“.

Gegen all das sollen die Gläubigen zur Gottesmutter beten: „Wir brauchen Ihren Schutz, Ihren Rat, aber vor allem die Gnade, uns aus der Unfreiheit zu befreien, damit wir frei als Gotteskinder leben können. Dafür feiern wir sie und dafür pilgern wir zu ihr, damit Sie unser Herz erleuchtet, um nicht unterzugehen in der Unfreiheit unserer Zeit.“

Im Netz und in bayerischen Medien schlugen die Wellen schon am Sonntag hoch: „Durchlaucht mischt sich in die Geschlechterdebatte ein“, kommentierte der Bayerische Rundfunk. „Maria hilf! Gloria von Thurn und Taxis wettert gegen sexuelle Vielfalt“, titelte die Münchner Abendzeitung. Zuletzt hatte Gloria von Thurn und Taxis für Wirbel gesorgt, als sie zum Entsetzen von Opfervertretern den Missbrauchsskandal bei den Regensburger Domspatzen relativieren wollte.

In einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk antwortete sie auf die Frage, ob die Institution der Domspatzen den Missbrauch ermöglicht habe: „Das ist totaler Schmarrn. Das ist einfach richtig gemein. In jeder Schule, in jedem Sportverein gibt es dieses Phänomen und das wird es auch immer geben. Man geht gerne auf die Kirche los und das ist ein gefundenes Fressen.“ Mitte Juli hatte der Opfer-Anwalt Ulrich Weber seinen Abschlussbericht zu den Missbrauchsvorfällen bei den Regensburger Domspatzen vorgelegt und 547 Missbrauchsfälle verzeichnet.

In dem Bericht wurden auch 67 Opfer sexueller Gewalt identifiziert. Ehemalige Schüler der Vorschule in Etterzhausen und Pielenhofen beschrieben ihre Kindheit in der Einrichtung als „Gefängnis, Hölle und Konzentrationslager“. Der frühere Chorleiter und Bruder des späteren Papstes, Georg Ratzinger, soll von den Fällen sexuellen Missbrauchs nichts gewusst haben. Er sei aber gegen die körperliche Gewalt nicht eingeschritten. Dazu sagte die 57-Jährige dem Bayerischen Rundfunk: „In meiner Jugend waren Schläge ein ganz normales pädagogisches Mittel, um mit frechen Kindern, wie ich eines war, fertig zu werden.“ Sie finde es unfair, heutige Maßstäbe auf frühere Dekaden anzuwenden.

Ihren berühmtesten Eklat produzierte Gloria von Thurn und Taxis 2001, als sie in einer Talkshow erklärte: „Afrika hat Probleme nicht wegen fehlender Verhütung. Da sterben die Leute an Aids, weil sie zu viel schnackseln. Der Schwarze schnackselt gerne.“ Jahre später führte die „Schnacksel-Fürstin“ gegenüber „Bild“ aus, dass die Schwarzen mehr schnackselten, „hat mit den klimatischen Bedingungen da unten zu tun“.

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