Gauck besucht seine „Mut-Bürger“

Bundespräsident reist zu Soldaten nach Afghanistan.

Masar-i-Scharif. Es sollte eigentlich kein Weihnachtsbesuch werden. Ursprünglich wollte Bundespräsident Joachim Gauck die deutschen Soldaten und Helfer in Afghanistan schon früher treffen, aber es hat nicht geklappt. Dann also doch kurz vor Weihnachten — und in einer Zeit des Umbruchs. Der deutsche Abzug aus Afghanistan hat begonnen.

Sehr zivil und ohne jede militaristische Geste beginnt der Bundespräsident seinen Truppenbesuch. Er war selbst nie Soldat, alles Militaristische ist ihm fremd. Es ist längst dunkel, Regen peitscht über das Feldlager. Und natürlich dankt Gauck nicht nur Soldaten, Polizisten und Entwicklungshelfern, sondern auch deren Angehörigen in Deutschland, die ihre Lieben über die Festtage schmerzlich vermissen.

Gaucks Verhältnis zum Militär ist durchaus zwiespältig. Bei seinem Antrittsbesuch bei der Bundeswehr erinnerte er im Juni vor der Führungsakademie in Hamburg daran, wie ihm in seinem Leben als DDR-Bürger die Volksarmee verhasst war, die Militarisierung der Gesellschaft, das Militär als „Begrenzung der Freiheit“.

Die Bundeswehr sei dagegen eine „Stütze der Freiheit“, betonte er. Eine „Parlamentsarmee“, die an demokratische Werte gebunden ist. Von „Mut-Bürgern in Uniform“ sprach er auch.

Wie schon seinen Vorgängern Horst Köhler und Christian Wulff macht Gauck das „freundliche Desinteresse“ der deutschen Öffentlichkeit an diesem Einsatz, am Militärischen insgesamt, Sorge.

Und Gauck wäre nicht Gauck, wenn er nicht grundsätzliche Fragen stellen würde. Hier in Masar-i-Scharif spricht er von der „in unserer Gesellschaft nicht selbstverständlichen Bereitschaft zum Dienen und zur Hingabe“.

Aber er weiß natürlich auch, dass der Einsatz in Afghanistan in der Bevölkerung von Anfang an umstritten war und es bis heute ist, auch wenn der Abzug der deutschen Soldaten Ende 2014 vollzogen sein soll. Noch immer herrschten kriegsähnliche Zustände, räumt er ein.

Aber es gebe eben auch Erfolge, sagt Gauck vor den Soldaten. „Sie hier können durch Ihre Erfahrungen dazu beitragen, dass in Deutschland ehrlich über den Einsatz gesprochen wird.“ Er will, dass ein realistisches Bild vermittelt wird, keine Verharmlosung, aber auch kein Katastrophenszenario.

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