WZ-Talkrunde Fünf Tage in Angst - So erlebte Stewardess Gabriele von Lutzau die Entführung der Landshut

Wuppertal. Am 40. Jahrestag der Entführung der Landshut spricht die ehemalige Stewardess Gabriele von Lutzau mit WZ-Chefredakteur Ulli Tückmantel.

 Stewardess Gabriele von Lutzau, geb. Dillmann, der „Engel von Mogadischu“ im Gespräch mit WZ-Chefredakteur Ulli Tückmantel.

Stewardess Gabriele von Lutzau, geb. Dillmann, der „Engel von Mogadischu“ im Gespräch mit WZ-Chefredakteur Ulli Tückmantel.

Foto: Daniela Ullrich

WZ-Talkrunde: Fünf Tage in Angst - So erlebte Stewardess Gabriele von Lutzau die Entführung der Landshut
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Gabriele von Lutzau hat über jene Tage im Oktober 1977 nie ein Buch geschrieben. Sie ist auch nicht der Typ Mensch, der sich von Therapeuten helfen lassen will. Der heute 63 Jahre alte „Engel von Mogadischu“ verarbeitet die fünf schwersten Tage ihres Lebens in Bildhauerei. Vor 40 Jahren war ihr Leben als Künstlerin noch weit weg. Damals war sie Stewardess bei der Lufthansa.

"Der Engel von Mogadischu" bei der WZ-Talkrunde
8 Bilder

"Der Engel von Mogadischu" bei der WZ-Talkrunde

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Für den Fall einer Entführung, die in den 1970er Jahren nicht ungewöhnlich waren, hatte die Fluggesellschaft sie gebrieft. Doch dachte die junge Frau, die damals nicht einmal drei Jahre im Beruf gewesen war, so etwas würde ihr nicht passieren. "Ich hielt mich für unverwundbar", erzählt sie WZ-Chefredakteur Ulli Tückmantel am Freitagabend. Für den Flug selbst sei sie damals gar nicht vorgesehen gewesen. "Ich kam aus dem Standby, wie auch der Rest der Crew."

Der spätere Entführer, der sich selbst "Captain Martyr Mahmud" nannte, war ihr gleich zu Beginn aufgefallen - nicht nur wegen seines karierten Sakkos. Als er sie um ein Glas Wasser bat, sagte er zu ihr: "Ihr werdet Euch noch an mich erinnern." Und das tut sie bis heute.

Es ist überwältigend und erschütternd zugleich, wie frei und offen Gabriele von Lutzau heute über die Geschehnisse des Jahres 1977 sprechen kann. Chronologisch wolle sie die "Geschichte" nicht erzählen, sagte sie in der WZ-Talkrunde. "Das tut mir nicht gut." Den Anweisungen der Fluglinie widersetzte sich die junge Stewardess damals. "Ihr tut alles, was man von euch will" hatten diese gelautet.

"Und ich kam damit durch", sagte sie heute mit Trotz in der Stimme. Nur einmal gerät sie ins Stocken. Sie habe geweint, als sie während der Entführung an ihre Großmutter denken musste. "Dass ich sie alleine lassen sollte, nein, das war eine schlimme Vorstellung", erzählt sie und muss eine kurze Pause einlegen. Doch Gabriele von Lutzau überlebte - wie auch die Passagiere, um die sich von Lutzau, die damals noch Dillmann hieß, rührend kümmerte. Sie riskierte damit ihr Leben, aber würde es heute wieder machen. Einmal habe sie damals geweint, sei dann aber direkt so wütend auf die Terroristen geworden, dass die Tränen schnell versiegten.

Gabriele von Lutzau ist nicht nur eine Person der Zeitgeschichte, sondern vor allem eine beeindruckende Persönlichkeit, die durch ihren Mut viele Menschen vor dem sicheren Tod bewahrte.

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