Franzosen sind die Weltmeister im Schwarzmalen

Konjunktursorgen bedrücken unsere Nachbarn. Verblüfft stellen sie fest: Die Deutschen sind viel optimistischer.

Paris. Die Franzosen sind Weltmeister. Diesmal aber nicht im Genuss von Champagner oder Bordeaux-Weinen, sondern in einer eher deprimierenden Disziplin. Einer weltweiten Gallup-Umfrage zufolge (53 Länder, 63 000 Befragte) führt Frankreich die Top 10 der Schwarzmaler ein. 61 Prozent geben an, dass sie mit einem wirtschaftlich schwierigen Jahr 2011 rechnen. Im Lager der Pessimisten folgen Island, Großbritannien, Serbien und Rumänien.

Mit einer Mischung aus Bewunderung und Neid schauen die Franzosen zum Nachbarn auf der anderen Rheinseite. Angesichts einer kräftig wachsenden Wirtschaft sind nur noch 22 Prozent der Deutschen pessimistisch. Die Top 10 der Optimisten führt das Wirtschaftswunderland Vietnam an, es folgen Boom-Länder wie Nigeria, Ghana, China, Brasilien. Selbst in Afghanistan (Platz 10) schauen die Menschen positiver in die Zukunft.

Ganz anders die „Grande Nation“ — sie ist ein komplizierter Fall für den Therapeuten. „Frankreich gleicht einer großen satten Katze, die es sich hinterm Ofen bequem gemacht hat“, urteilt der indische Bestseller-Autor und Ökonom Gurcharan Das. Und er fügt hinzu: „Erst wenn man Hunger hat, weiß man das Glück zu schätzen.“

Die miese Stimmung im Lande ist angesichts steigender Staatsverschuldung, wachsender Arbeitslosigkeit und kläglichem Wirtschaftswachstum allenthalben zu spüren. Frankreich — die Schwarzseher-Nation: angeführt zumal von einem durch Skandale und Affären belasteten Präsidenten Nicolas Sarkozy, der unter der niedrigsten Beliebtheit leidet, die jemals einem Staatsoberhaupt der Fünften Republik zuteil wurde.

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