Europa streitet um neue Klima-Milliarden

Schwellen- und Entwicklungsländer wollen sich den Klimaschutz von der EU finanzieren lassen.

Brüssel. Europa legt die Karten auf den Tisch. In den festgefahrenen Verhandlungen um den Weltklimavertrag nennt die Europäische Kommission erstmals Zahlen: Bis zu 15 Milliarden Euro im Jahr, meint Umweltkommissar Stavros Dimas, könnte Europa der Dritten Welt für Klimaschutzmaßnahmen zahlen. Damit will der Grieche ein Signal vor allem an die aufstrebenden Schwellenländer China und Indien senden: Wir bewegen uns, machen euch ein Angebot - nun sagt ihr uns, wie viel Treibhausgas ihr dafür einzusparen bereit seid.

Der Grieche hat damit Pflöcke eingerammt und die Marschrichtung vorgegeben. Der globale Verhandlungsmarathon sollte nun wieder an Fahrt gewinnen. Und es wird höchste Zeit. Weniger als drei Monate bleiben bis zum Weltklimagipfel in Kopenhagen, wenn sich 192 Länder in der dänischen Hauptstadt zur Unterzeichnung des historischen Vertragswerks treffen.

Gut Dreiviertel davon waren beim Vorgänger-Abkommen, dem 2012 auslaufenden Kyoto-Protokoll, noch nicht an Bord, werden sich also erstmals überhaupt auf verbindliche Klimaziele festlegen. Gelingt das nicht, warnen die Auguren vor noch mehr Dürren, Fluten, Artensterben und Klima-Flüchtlingen. Und die Entwicklungs- oder Schwellenländer werden es sich teuer bezahlen lassen, auf ihrem Weg zur Industrialisierung auf kohlenstoffarmes Wachstum zu setzen.

Zu recht, sagt Mark Breddy von Greenpeace: Die armen Länder litten am meisten unter der Erderwärmung, ohne sie verursacht zu haben. Auf gut 100 Milliarden Euro wird sich ihr Finanzbedarf belaufen. Gut die Hälfte davon sollen die Steuerzahler der reichen Länder bezahlen.

Seit 1995 verhandelt die internationale Staatengemeinschaft unter dem Dach der UN nun schon. Doch die Verhandlungen stocken. China und Indien etwa fordern, der reiche Norden solle erstmal beziffern, was er zu zahlen bereit ist, bevor sich die Entwicklungs- und Schwellenländer in die Karten schauen lassen.

Doch bislang zieren sich viele Regierungen, darunter Berlin und London. Man dürfe nicht zu früh die Katze aus dem Sack lassen, heißt es. So steht Europas Unterhändlern ein heißer Herbst bevor. Denn nicht nur global, sondern vor allem EU-intern steht ein harter Kampf um Milliarden an und den Zeitpunkt für ein konkretes Angebot an den Süden.

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