Eine Absage an Reformen

Ratzinger und die Deutschen — ein schwieriges Verhältnis. Daran hat sich trotz aller feierlicher Momente nichts geändert.

Berlin. Papst Benedikt XVI. ist in Deutschland seiner strengen Linie treu geblieben. Vier Tage lang machte er sich für einen innigeren Gottesglauben und gegen kirchliche Reformen stark. Eine Bilanz der Reizthemen:

Der Papst sieht in Wünschen nach mehr Ökumene nur ein Missverständnis. Wichtiger sei es, im Glauben zu wachsen und gegen eine zunehmende Gottlosigkeit der Gesellschaft zu kämpfen. Gemeinsame Kommunionfeiern von Katholiken und Protestanten sind also weiter verboten.

Ja. Benedikt lobte die orthodoxen Kirchen dafür, dass sie die Werte von Ehe und Familie hochhalten. Es komme darauf an, „die Integrität und die Einzigartigkeit der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau vor jeglicher Missdeutung zu schützen“. Damit bekräftigte er seine rigorose Linie, wonach Homosexualität und künstliche Empfängnisverhütung von der Schöpfungsordnung abweichen. Im Bundestag verwies er auch auf die Naturrechtslehre, wonach die sittlichen Normen aus der unveränderlichen Natur des Menschen abgeleitet werden können.

Bundespräsident Christian Wulff und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, verlangten mehr Barmherzigkeit mit Geschiedenen. Doch Benedikt hält dagegen: Es sei wichtig, „sich uneingeschränkt an einen Partner zu binden. Man findet kaum noch den Mut zu versprechen, ein Leben lang treu zu sein.“ Die Ehe ist für den Papst ein Sakrament, ihre Unauflöslichkeit ein Zeichen der Treue Gottes zu seiner Kirche. In der Praxis können Geschiedene längst vielerorts zur Kommunion gehen, aber offiziell bleibt es verboten.

Nein. Der Papst hält am traditionellen Kirchenbild fest. Für das Priesteramt gelten daher nicht die gesellschaftlichen Regeln der Gleichberechtigung von Mann und Frau, sondern mystische Regeln: Der Priester handelt in der Person und Nachfolge Christi und muss daher ein unverheirateter Mann sein.

Der Papst hat sich mit fünf Opfern sexuellen Missbrauchs durch Priester und kirchliche Mitarbeiter getroffen. Laut Bischofskonferenz zeigte er sich „bewegt und erschüttert von der Not der Missbrauchsopfer“ und habe sein tiefes Mitgefühl und Bedauern bekundet. Das Netzwerk Betroffener von sexualisierter Gewalt kritisierte das Treffen unter Ausschluss der Öffentlichkeit als „scheinheilig“. Die Begegnung diene dem Verschweigen, Vertuschen und Verleugnen, sagte der Vorsitzende der Opfervereinigung, Norbert Denef: „Das bringt überhaupt nichts. Das ist eine Strategie, um der Gesellschaft zu signalisieren, wir tun etwas.“ Die Kirche solle ihre Akten öffnen.

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