Drei Frauen bringen CSU-Elite in Nöte

Erst Gabriele Pauli, dann die Ex-Freundin von Generalsekretär Söder und nun die verlassene Geliebte von Seehofer.

Berlin. Das Gesetz der bayerischen Gemütlichkeit funktioniert nicht mehr, seitdem drei Frauen gegen Spitzenpolitiker der CSU aufbegehren. Gabriele Pauli trieb den Vorsitzenden und Ministerpräsidenten Edmund Stoiber aus seinen Ämtern. Markus Söders frühere Freundin Ulrike B. griff den Generalsekretär empfindlich an. Und jetzt könnte Anette Fröhlich ihren langjährigen Geliebten Horst Seehofer, der für den Vorsitz kandidiert, ins politische Jenseits befördern.

Gleichgültig, wie man solche Enthüllungen grundsätzlich bewerten mag, diese tauchen den 58-jährigen Minister in kein gutes Licht, welches durch die Tatsache, dass er seiner Tochter zur Geburt ein Plüschtier geschenkt hat, nur unwesentlich besser wird.

Die drei Frauen haben wenig miteinander gemein, nur ein paar Gedanken scheinen sie zu einen: Ich lasse mir nicht alles gefallen. Mich widert die Doppelmoral einiger Männer an, die an prominenter Stelle Politik verantworten. Jetzt rede ich. So ähnlich muss man sich das vorstellen. Womöglich ist es zu früh, aus dem Aufstand dreier Frauen eine Revolution auf Raten zu lesen, aber seit Monaten kommt der Freistaat nicht zur Ruhe, weil das Gesetz gebrochen ist: Skandal, kurze Aufregung, Schwamm drüber, alter Hundling, und gemütlich weiter wie bisher.

Einen inneren Zusammenhang kann man nur im Konjunktiv formulieren. Wenn die unerschrockene Fürther Landrätin Pauli nicht den Vorwurf erhoben hätte, dass Stoibers Büroleiter Michael Höhenberger ihr Privatleben nach Alkoholproblemen und Männergeschichten ausforsche, dann hätte Söders voreheliche Geliebte Ulrike B., die ein gemeinsames Kind allein erzieht, vielleicht nicht den Mut gehabt, den Generalsekretär wegen seiner Familienpolitik und der Vernachlässigung seiner Tochter zu kritisieren. Und ohne Pauli sowie Ulrike B. hätte Fröhlich eventuell darauf verzichtet, sich in die "Bunte" zu wagen.

Fröhlich riskiert viel, die negativen Reaktionen lassen sich in einem Satz zusammenfassen: Die öffentliche Rache einer enttäuschten Geliebten gehört sich nicht. In diesem Tonfall wird im Internet diskutiert, aber das Thema birgt nicht nur Gesprächsstoff auf dem Niveau des Boulevard. Sehr viele Beiträge kreisen um die Scheinheiligkeit auf politischer Ebene. Wie glaubwürdig sind Politiker, die das traditionelle Familienbild hochhalten (und gesetzlich begünstigen) und selbst nicht danach leben? Darf man mit seiner glücklichen Familie um Wähler werben, wenn man die Ehefrau gerade betrügt?

Vorgeschichte In den Wirren um den Sturz von CSU-Chef Edmund Stoiber war zuerst über die "Bild"-Zeitung lanciert worden, dass Horst Seehofer seit drei Jahren ein Verhältnis mit einer Frau habe, die ein Kind von ihm erwarte.

Hintergrund Der Verdacht lag nahe, dass die Veröffentlichung Seehofer als Kandidaten für den Vorsitz aus dem Rennen werfen sollte. Der Minister will im September gegen Erwin Huber antreten und erklärte vor gut drei Wochen das Ende der Affäre mit Anette Fröhlich, der Büroleiterin des Abgeordneten Laurenz Meyer (CDU).

CSU-Vorsitz Bei einer Forsa-Umfrage, wer neuer CSU-Chef werden soll, liegt Bayerns Wirtschaftsminister Erwin Huber in Führung. Für ihn sprachen sich 47 Prozent der CSU-Anhänger aus. Horst Seehofer erhielt 30 Prozent Zustimmung. Für Pauli sind 15 Prozent der befragten CSU-Anhänger. Auch unter allen befragten bayerischen Wahlberechtigten lag Huber mit 36 Prozent an der Spitze vor Seehofer (26 Prozent) und Pauli (20 Prozent).

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