Doppel-Porträt Teil 2: Joachim Gauck

Der von Rot-Grün benannte Kandidat wurde noch kürzlich von Bundeskanzlerin Merkel belobigt: Er sei ein „Freiheitsdenker“ und „Demokratielehrer“.

Berlin. Die Sympathiewoge, die in den vergangenen Wochen auf ihn eingestürzt ist, machte den meist wortmächtigen Joachim Gauck vorübergehend sprachlos. Egal, wie die Abstimmung in der Bundesversammlung auch ausgehe, sagte der 70-Jährige: "Ich werde dastehen und mich freuen."

Jahrelang war der Name des früheren Pastors und friedlichen deutschen Revolutionärs vor allem mit der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit verknüpft.

Nach der persönlichen Erfahrung mit zwei Diktaturen sei sein eigentliches großes Lebensthema aber die Freiheit, betont Gauck, der sich einmal als "linken liberalen Konservativen" und als "aufgeklärten Patrioten" einstufte, immer wieder.

Geprägt wurde der Lebensweg des 1940 in Rostock geborenen Sohns eines Kapitäns von der Ablehnung des DDR-Regimes. Sein Vater verschwand für lange Zeit einem Lager in Sibirien, als Gauck sechs Jahre alt war. Als evangelischer Pfarrer erlebte er später, wie das Regime brutal gegen Kirchenmitglieder vorging.

Als sich 1989 in der Bevölkerung der Widerstand gegen die DDR-Führung formierte, führte Gauck als Sprecher des Neuen Forums in Rostock Demonstrationen an. Ab März 1990 bis zum Ende der DDR im Oktober war Gauck Abgeordneter in der DDR-Volkskammer und leitete den Sonderausschuss zur Auflösung des Stasi-Ministeriums.

Am Tag der Wiedervereinigung, dem 3. Oktober 1990, übernahm er die nach ihm benannte Stasiunterlagen-Behörde. Im Oktober 2000 übergab er die Leitung nach zwei Amtszeiten an seine Nachfolgerin Marianne Birthler.

Verschiedene Angebote zur Übernahme von politischen Ämtern lehnte er danach ab. Im Jahr 2001 moderierte Gauck in der ARD eine alle zwei Wochen ausgestrahlte Interview-Sendung.

Als brillanter Redner ist Gauck im In- und Ausland weiter gefragt. Zu seinem 70. Geburtstag im Januar verbreitete Kanzlerin Angela Merkel (CDU) noch wahre Hymnen auf den von Rot-Grün nominierten Kandidaten. Er sei ein "Freiheitsdenker, Versöhner, Einheitsstifter und Demokratielehrer", lauteten damals die Elogen.

Anfang 1990 trennte sich Gauck von seiner Ehefrau. Drei seiner vier Kinder waren schon vor der Wende in den Westen ausgereist. Seine Lebensgefährtin ist die Journalistin Daniela Schadt.

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