Die Suche nach dem 7 000 000 000. Menschen

Unklar ist, ob das „Jubiläumsbaby“ tatsächlich gestern zur Welt kam. Insgesamt gelten die UN-Zahlen aber als seriös.

Düsseldorf/Berlin. Gestern wurde der siebenmilliardste Erdenbürger geboren, sagen die Vereinten Nationen (UN). Doch schon der etwas skurrile Streit zwischen Russland, Indien und den Philippinen deutet an, wie genau man eine solche Angabe nehmen darf. Niemand weiß präzise, wie viele Menschen derzeit auf der Welt leben und wer Nummer sieben Milliarden ist. Dennoch gelten die UN-Zahlen als recht seriös.

In den meisten Industrieländern sind zuverlässige Zahlen über Behörden erhältlich. Dort lassen sich anhand dieser Daten auch gute Prognosen zur Bevölkerungsentwicklung anfertigen. Anders sieht es in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern aus. In einigen Regionen gibt es keine funktionierende Bürokratie, dort basieren Angaben zum Bevölkerungswachstum auf Schätzungen, die jedoch oft auf verschiedenen Quellen beruhen. Dann können die UN immerhin auf mehrere Datensätze zurückgreifen und diese miteinander vergleichen.

Der 31. Oktober als Stichtag für das Überschreiten der Sieben-Milliarden-Grenze ist eher ein symbolisches Datum. Bevölkerungswissenschaftler gehen aber davon aus, dass die Marke mit großer Wahrscheinlichkeit tatsächlich in diesem Jahr überschritten wurde. Statistisch gesehen kam Erdenbürger Nummer 7 000 000 000 am ehesten in Südasien oder Afrika zur Welt, da es dort die meisten Geburten gibt.

Derzeit wächst die Zahl der Menschen auf der Welt jedes Jahr um die Einwohnerzahl Deutschlands: rund 80 Millionen. Das Wachstum verliert nach Angaben der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung aber seit mehr als 20 Jahren an Geschwindigkeit. UN-Prognosen gehen davon aus, dass sich diese Verlangsamung fortsetzt und gegen Ende des Jahrhunderts null Prozent erreicht werden. Danach wird es vermutlich zu einer Schrumpfung kommen. Das hängt vom Entwicklungsniveau ab. Generell gilt die Annahme, dass mit einer Verbesserung der Lebensgrundlagen und der Bildung die Geburtenrate abnimmt.

Zu eng wird es nicht auf der Welt. Der Bevölkerungswissenschaftler Herwig Birg sagte in einem Interview, alle Menschen der Welt fänden sitzend auf Mallorca Platz. Und obwohl schon heute eine Milliarde Menschen hungert, könnte man nach Ansicht vieler Experten künftig auch zehn Milliarden Menschen ernähren. Dafür müssten die Nahrungsmittel aber gerechter verteilt und weniger Fleisch konsumiert werden. Große Probleme drohen vor allem regional, zum Beispiel im Kampf um Trinkwasser oder Rohstoffe.

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