Deutschland holt bei Pisa auf

Bildung: Die Leistungen haben sich im weltweiten Vergleich etwas verbessert. Doch der Abstand zur Spitze ist noch immer groß.

Berlin. Eines ist sicher: Ein Scherbengericht für die deutschen Kultusminister wird es diesmal nicht, wenn morgen die neuen internationalen Pisa-Ergebnisse präsentiert werden. Doch ob die bereits durchgesickerten Nachrichten über die leichten deutschen Leistungsverbesserungen bei dem weltweiten Schultest gar Jubelstürme rechtfertigen, bleibt abzuwarten.

Das Magazin "Focus" berichtet, es gebe Leistungszuwächse in Mathematik und Naturwissenschaften sowie "zufriedenstellende" Ergebnisse in der Schlüsselkompetenz Lesen und Textverständnis. In diesem Bereich soll sich Deutschland ins Mittelfeld der 34 getesteten OECD-Staaten vorgearbeitet haben. Deutsche 15-Jährige liegen aber insgesamt noch immer erheblich hinter Gleichaltrigen aus Pisa-Spitzenländern wie Finnland.

Im Jahr 2000 saß der Schock in der deutschen Öffentlichkeit tief, als die Ergebnisse des ersten Pisa-Tests präsentiert wurden. Die Schülerleistungen aus dem Land der Dichter und Denker waren deutlich unter Mittelmaß. Und das in allen drei Disziplinen: Lesen/Textverständnis, Mathematik und Naturwissenschaften.

Pisa belegte zudem, was bereits frühere deutsche Schulstudien politisch folgenlos angeprangert hatten: die hohe Abhängigkeit von sozialer Herkunft und Schulerfolg. Doch die internationale Pisa-Studie lieferte diesmal die Daten, dass diese soziale Selektion in der Bildung in keinem anderen vergleichbaren Staat der Welt so ausgeprägt ist wie hier. Und noch ein Punkt schockierte: Pisa förderte zutage, dass mehr als ein Fünftel der 15-Jährigen in Deutschland nur auf Grundschulniveau lesen und rechnen konnte.

In den deutschen Schulen ist seitdem viel in Bewegung gekommen. Die Schulstruktur verändert sich: Immer mehr Bundesländer verabschieden sich von der Hauptschule. Der Trend geht in Richtung Zweigliedrigkeit. Neben dem Gymnasium wird es vielfach nur eine zweite Schulform geben, die auch zum Abitur führen kann. Und der Ausbau der Ganztagsschule ist inzwischen weitgehend Konsens.

Doch wie steht es heute um die Chancengleichheit bei der deutschen Bildung? Wie geht es mit den sogenannten 15-jährigen Risikoschülern weiter, die auch einfachste Texte nicht richtig verstehen können? Deren Zahl konnte zwischen Pisa 2000 und Pisa 2006 von 22,6 auf 20,1 Prozent pro Jahrgang reduziert werden. Aber auch wenn diese Zahl etwa im gleichen Tempo weiter verringert werden konnte - angesichts der wachsenden Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt sind das einfach zu viele junge Menschen.

"Deutschland kann sich mit Mittelmaß nicht zufriedengeben und auch soziale Spaltung in der Bildung nicht hinnehmen", sagte die Vize-Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Marianne Demmer. Solange rund ein Fünftel der Jugendlichen zurückgelassen wird, sieht die Gewerkschafterin keinen Anlass zur Zufriedenheit.

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